Suche
Close this search box.

COT Report – So folgst du den Spuren der Profis

Veröffentlicht am 13.05.2023 | Lesedauer: 30 Minuten

Von Jan Fuhrmann

▲ COT Report | So folgst du den Spuren der Profis

Der COT Report zeigt jeden Freitag wie sich verschiedene Händler aktuell am Markt positionieren – egal ob am Forex-Markt, bei Bitcoin, den Aktienindizes oder bei Rohstoffen. Vor allem der Blick auf die kommerziellen Händler ist hier besonders spannend, denn sie verfügen über enorme Insights, einen großen Erfahrungsschatz und bewegen riesige Volumina am Markt. Ein Blick auf die Positionierung der Commercials hat bspw. vor der großen Finanzkrise nahe des Allzeithochs ein starkes Warnsignal geliefert, aber dies ist nur eines von vielen bekannten Beispielen. Nahezu kein Boden oder Top wird ausgebildet, ohne dass die kommerziellen Händler bestimmte Verhaltensmuster zeigen. Wo man die COT Daten findet und den COT Report richtig interpretiert ist jedoch gar nicht so leicht – genau darum soll es heute gehen.

Was ist der COT-Report?

Allgemeine Informationen

Jeden Freitag um 21:30 Uhr veröffentlicht die CFTC den COT Report, welcher offenlegt wie die Händler derzeit (Stichtag ist immer der vorangegangene Dienstag) am Futures-Markt positioniert sind. Dies ist sehr interessant, denn unabhängig davon ob der Markt gerade einen Boden ausbildet oder sich in einer Rallye befindet – im besten Fall wird diese Entwicklung von starken Händen gestützt und nicht nur von Kleinanlegern verursacht. Der Report ist grundsätzlich für jeden kostenlos einsehbar, aber die Interpretation bedarf an Hintergrundwissen:

Was ist die CFTC?

Die CFTC ist die Commodity Futures Trading Commission, welche die Terminmärkte in den USA überwacht. Diese Behörde ist somit auch für die Veröffentlichung des COT Reports verantwortlich, denn dieser sorgt für mehr Transparenz hinsichtlich der offenen Positionierungen von Marktteilnehmern am Terminmarkt.

Was ist der COT Report?

Der Commitment of Traders Report (kurz: COT Report) legt wöchentlich offen welche Händler am Terminmarkt wie positioniert sind. Die COT Daten lassen also eine Interpretation der Einstellung von kommerziellen Händlern, institutionellen Investoren und Privatpersonen gegenüber diversen Rohstoffen, aber auch Indizes und Kryptowährungen zu.

Wo kann ich den COT Report einsehen?

Die CFTC veröffentlicht den Report auf der eigenen Website (hier klicken), aber diese Darstellung ist vergleichsweise schlecht. Hilfreicher sind Visualisierungen von einzelnen Börsen, wie bspw. der Chicago Mercantile Exchange, die zu den größten Terminbörsen der Welt gehört (hier klicken). Darüber hinaus gibt es die Daten natürlich auch bei TradingView, aber dazu später mehr.

Was sind Futures und Optionen?

Futures und Optionen sind zwei Arten von Terminkontrakten. Dies bedeutet, dass die Derivate eine Laufzeit haben und an einem bestimmten Tag fällig sind. Danach werden sie nicht mehr gehandelt. Ein Future Kontrakt legt dabei genau fest, dass am Stichtag eine bestimmte Anzahl des Basiswerts (bspw. eine Feinunze Gold) zu einem bestimmten Kurs gekauft bzw. verkauft wird. Versetzt man sich in die Einlage eines Unternehmens, dann ist dies von großem Vorteil hinsichtlich der Planbarkeit. Hier ein Beispiel:

Eine Option ist hingegen, wie der Name schon sagt, nur eine Option und muss nicht ausgeführt werden. Der Grundgedanke ist hier derselbe wie beim Future: Eine bestimmte Menge des Basiswerts wird zu einem bestimmten Kurs gekauft bzw. verkauft. Der Käufer der Option wird von diesem Recht aber nur Gebrauch machen, wenn er daraus einen Profit zieht. Der Verkäufer (Stillhalter) der Option ist hingegen verpflichtet die festgelegte Menge zu dem festgelegten Kurs abzukaufen bzw. zu liefern.

In Bezug auf das Beispiel mit dem Bauern gibt es bei Optionen nun zwei Möglichkeiten: Entweder der Bauer verkauft der Fabrik die Option die 5.000 Scheffel Weizen am Stichtag für 600 USD zu kaufen – dann werden diese nur von der Kaufoption (Call) Gebrauch machen, wenn der Preis für Weizen höher steht, sodass sie Geld sparen. Oder die Fabrik verkauft dem Bauern die Option am Stichtag den Weizen für 600 USD zu verkaufen – der Bauer wird die Verkaufsoption (Put) nur nutzen, wenn der Preis dann niedriger steht, sodass er den Weizen teurer an die Fabrik verkaufen kann als auf dem Markt.

Unterschiede der COT Berichte

COT Bericht ist nicht gleich COT Bericht. Dass es hier noch einige nennenswerte Unterschiede gibt, wird man feststellen, wenn man auf die offizielle Website der CFTC geht. Insgesamt gibt es folgende Reports zur Auswahl (nicht erschrecken, alles Begriffe werden im Laufe des Blogs an geeigneter Stelle noch erklärt):

Legacy Report

Im weiteren Verlauf des Blogs werden wir uns nur auf den klassischen Legacy Report beschränken, der schon seit den 1960er-Jahren herausgegeben wird. Die Daten sind für unsere Zwecke ausreichend und zugleich ist der Report eher unkompliziert. In diesen Berichten sind zwar Daten über die drei relevanten Händlergruppen (Commercials, Non-Commercials, Non-Reportables; später dazu mehr) enthalten, aber eine genauere Aufschlüsselung findet nicht statt. Es gibt zudem die Möglichkeit nur die Futures zu betrachten oder den Optionsmarkt in den Bericht mit zu integrieren. Im besten Fall betrachtet man natürlich beide Berichte, aber die klassische Variante beschränkt sich auf den Futures-Markt. Darüber hinaus wird zwischen einer Langversion (Long Format) und einer Kurversion (Short Format) unterschieden, wobei die wichtigen Kernaussagen in beiden Varianten (nahezu vollständig) enthalten sind.

Auch wenn es heute nicht um die anderen Berichte gehen soll, ist es der Vollständigkeit halber dennoch gut zu wissen wo man gegebenenfalls noch andere Informationen findet.

Disaggregated Report

Die Current Disaggregated Reports sind die neueste Form der COT-Berichte und werden seit 2009 veröffentlicht. Auch in diesem Fall gibt es wieder ein langes und ein kurzes Format des Berichts, welcher allerdings auch eine genauere Aufschlüsselung der Händlergruppen enthält. Im Gegensatz zum Legacy Report ist dieser Bericht zudem nicht nur detaillierter, sondern auch speziell auf die Rohstoffmärkte zugeschnitten. Bspw. für Aktienindizes wie den S&P 500 wird er nicht veröffentlicht. Neben dem Managed Money (spezielle Fonds, bei denen das Geld von Investoren von einem professionellen Fondsmanager verwaltet wird) werden die Swap-Dealers separat ausgewiesen. Swap Dealers sind in der Regel Finanzinstitute, die Swaps (Zinsswaps, Währungsswaps usw.) anbieten und zur Absicherung dieser Positionen Futures-Kontrakte verwenden. Durch die isolierte Darstellung dieser beiden Händlergruppen können die restlichen Daten aus dem COT Report noch detailliert analysiert werden.

Supplemental Report

Zuletzt gibt es noch den Supplemental Report, welcher die Index-Händler separat betrachtet. Das ist hilfreich, denn diese Gruppe an Marktteilnehmern wird als passive Investoren gesehen, die sich aus naheliegenden Gründen eher anders verhalten.

TFF Report

Der Current Traders in Financial Futures Reports, kurz TFF, ist ein spezieller Bericht, der sich lediglich auf diverse Finanz-Futures konzentriert und bereits seit 1995 veröffentlicht wird. Auch hier können Futures und Optionen gemeinsam betrachtet werden oder man widmet sich nur den Future-Kontrakten, wobei beides nur in einer Langversion bereitgestellt wird. Wie beim Disaggregated Report können die Marktteilnehmer zudem genauer eingeteilt werden, denn es wird nicht nur unter Commercials, Non-Commercials und Non-Reportables unterschieden.

Die Wahl der Börse

Nachdem nun feststeht, dass wir uns den Legacy Report ansehen, bleibt trotzdem noch die Auswahl des Börsenplatzes offen – es gibt nicht nur eine Börse, die einen COT Report zu den Aktivitäten am Terminmarkt veröffentlicht. Auf der Website von der CFTC kann insgesamt zwischen 10 unterschiedlichen Anbietern gewählt werden, aber nicht überall wird auch alles gehandelt. An der Chicago Mercantile Exchange (CME) gibt es nicht nur die mitunter höchste Liquidität und das weltweit höchste Volumen an ausstehenden Kontrakten, sondern auch eine Vielzahl an gehandelten Basiswerten (Rohstoffe, Aktienindizes, …). Aus diesem Grund werden wir uns in diesem Blog immer auf den COT Report der CME beziehen.

Händlergruppen

Nachdem jetzt schon einige Male die Rede von Händlergruppen war, sollte einem natürlich auch klar sein, wonach man hier überhaupt unterscheidet. Im Wesentlichen gibt es drei Arten von Marktteilnehmer, die im COT Report gesondert unter die Lupe genommen werden: 

1. Kommerzielle Händler (Commercials/Commercial Trader)

Die kommerziellen Händler verfolgen keinen spekulativen Ansatz, sondern nutzen den Terminmarkt genau dafür, wozu er im Ursprung eigentlich gedacht war: Zur Absicherung von Kursen und Geschäften. Versetzt man sich bspw. in die Lage einer Fluggesellschaft, dann wird man schnell feststellen, dass jegliche Finanzplanung stark vom Ölpreis abhängig ist. Da das Unternehmen aber zumindest ungefähr den eigenen Bedarf einschätzen kann, kann sich die Fluggesellschaft gegen Schwankungen des Ölpreises am Terminmarkt absichern. In diesem einfachen Szenario würde ein Long-Position im Future eröffnet werden. Diese sichert einen bestimmten Ölkurs zu einem festgelegten Verfallstag ab.

2. Nicht-kommerzielle Händler (Non-Commercials/Non-Commercial Trader)

Die nicht-kommerziellen Händler nutzen den Terminmarkt um zu spekulieren und von den Preisänderungen zu profitieren. Dazu zählen unter anderem Großspekulanten wie Hedgefonds, Investmentfonds und andere institutionelle Investoren. Je nach Art des COT Reports, den man aufruft, kann diese Unterscheidung dem Bericht im Detail entnommen werden.

3. Nicht meldepflichtige Händler (Non-Reportables/Non-Reportable Trader)

Die letzte Gruppe der Marktteilnehmer umfasst jegliche Anleger, die nicht zu den Commercials oder Non-Commercials gehören – dies können dementsprechend nur Händler sein, die ihre Geschäfte nicht melden müssen (bspw. Privatanleger). Wie auch die nicht-kommerziellen Händler nutzen die Non-Reportables den Terminmarkt für Spekulationen.

Von besonderer Bedeutung ist vor allem die Gruppe der kommerziellen Händler, denn sie handeln nicht aus irgendwelchen spekulativen Gründen, sondern aus wichtigen geschäftlichen Gründen. Daher wird angenommen, dass ihre Positionen auf sehr fundierten Informationen und Analysen basieren. Darüber hinaus sind die Commercials diejenigen, die in der Regel die größten Positionen bewegen und auf sie entfällt der Großteil des Open Interests. 

Wie liest man den COT Report und profitiert davon? – Exklusiv für Chartsekten Mitglieder

Bitte logge dich ein, um diesen Teil zu lesen

Häufige Fragen zum COT Report und den COT Daten

Der COT Report ist auf der Website der CFTC zu finden und wird dort jeden Freitag um 21:30 Uhr veröffentlicht. 

Die COT Daten werden immer freitags um 21:30 Uhr publiziert und beziehen sich auf den Stand der Daten vom vorherigen Dienstag.

Die kommerziellen Händler (Commercials) nutzen die Futures nicht zur Spekulation, sondern aus geschäftlichen Gründen um bspw. Risiken abzusichern. Sie bewegen am Markt ein enorm hohes Volumen und verfügen über reichlich Wissen und Einblicke. Aus diesem Grund wird dem Verhalten der Commercials bei der Interpretation der COT Daten hohe Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Analyse der COT Daten kann helfen um die Stimmung am Markt zu identifizieren und Trends frühzeitig zu erkennen. Mit Hilfe der Positionierung von großen Händlern können Handelsentscheidungen getroffen werden – das ist der COT Handel.

Transparenzhinweis und Haftungsausschluss:
Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch „Chartsekte“, oder durch einen für „Chartsekte“ tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. „Chartsekte“ und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien oder anderen Werten. 

Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/

Webinare, die dich interessieren könnten

Blogs, die dich interessieren könnten