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Der Aufbau des Shooting Star
Das Kerzenmuster “Shooting-Star” verhält sich zum Inverted-Hammer wie der Hammer zum Hanging-Man. Das bedeutet, dass die Kerzenform an sich dieselbe ist, der vorausgehende Trend jedoch ein anderer. Der Shooting-Star, auch als “Sternschnuppe” bekannt, tritt ausschließlich in einem bestehenden Aufwärtstrend auf. Seine Entstehung signalisiert, dass die bisherige Aufwärtsbewegung bzw. der Aufwärtstrend sich tendenziell dem Ende nähert und die Marktteilnehmer zunehmend unsicher sind, ob die Kurse weiter steigen können. Die Farbe des Kerzenkörpers spielt für das Umkehrsignal eine untergeordnete Rolle, jedoch wird ein bärischer Körper entsprechend als stärkeres bärisches Chartsignal gewertet, da er anzeigt, dass der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs bzw. der Eröffnung liegt. Dies verstärkt die Aussagekraft des Musters und vom Umkehrsignal, da es die Fähigkeit der Verkäufer unterstreicht, die Kontrolle über den (noch) bullischen Markt zu übernehmen.
Die charakteristische Struktur des Shooting-Star besteht aus drei wesentlichen Elementen: einem kleinen Kerzenkörper, einem langen oberen Docht oberhalb der Kerze/Candle und einem minimalen oder nicht vorhandenen Schatten unterhalb der Kerze/Candle. Jeder dieser Aspekte trägt dabei zur Interpretation dieser Candlestick-Formation und letztendlich zur Erzeugung des Chartsignals bei.
Zunächst der kleine Kerzenkörper: Dieser befindet sich nahe dem unteren Ende der Preisspanne des Tages und zeigt an, dass der Schlusskurs der Kerze/Candle nur geringfügig über dem Eröffnungskurs bzw. der Eröffnung der Kerze/Candle liegt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Aufwärtsbewegung, die zu Beginn des Handelstages eingesetzt hat, fast vollständig bis zum Schlusskurs der Kerze/Candle abgegeben wurde. Der kleine Körper vom Candlestick reflektiert somit die Schwäche der Käufer und ihre Unfähigkeit, die während des Handelstages erreichten Gewinne zu verteidigen.
Der lange obere Docht der Kerze/Candle ist das zentrale Merkmal des Shooting-Star und muss im Optimalfall mindestens doppelt so lang wie der Körper selbst sein. Der Docht repräsentiert dabei den Versuch der Käufer, den Markt weiter nach oben zu treiben, oft zu Beginn des Handelstages. Der Preis wurde somit temporär in die bullische Richtung getrieben, was einen kurzzeitigen Sieg der Käufer signalisiert. Doch die Tatsache, dass sich der Kurs schließlich wieder durch einen Fall in die Short-Richtung bewegte, zeigt, dass dieser Aufwärtsdruck nur von kurzer Dauer war und von der bärischen Stärke überrollt wurde. Dieser Docht symbolisiert also die gescheiterte Aufwärtsbewegung und das zunehmende Interesse der Verkäufer, die den Markt dominiert haben und den Preis zurückgedrängt haben.
Der kurze oder nicht vorhandene untere Schatten der Kerze/Candle verstärkt das bärische Signal des Chartmusters. Der geringe oder fehlende untere Schatten der Kerze zeigt, dass der Kurs nach dem Verkaufsdruck nicht weiter nennenswert gestiegen ist und die Käufer keine wirkliche Gegenwehr leisten konnten. Der Schlusskurs der Kerze in unmittelbarer Nähe des Tagestiefs unterstreicht, dass die Verkäufer den Tag klar dominiert haben und die Aufwärtsdynamik innerhalb des Candlesticks vollständig zum Erliegen gekommen ist.
Diese Kombination aus kleinem Körper, langem oberen Docht und einem kaum vorhandenen unteren Schatten visualisiert die Marktpsychologie hinter dem Shooting-Star: Zunächst dominieren die Käufer, treiben den Kurs nach oben, doch die Verkäufer kommen entsprechend stärker zurück und übernehmen die Kontrolle. Der Tag endet nahezu auf dem Eröffnungskurs, was ein deutliches Zeichen für das Schwinden der Kaufkraft und eine mögliche bevorstehende Trendumkehr mit Fall in die Short-Richtung ist.
Laut Lehrbuch benötigt der Shooting-Star eine Up-Gap bzw. Kurslücke nach oben, um entsprechend als dieses Kerzenmuster klassifiziert werden zu können. In der Praxis ist dieses Muster allerdings auch ohne Gap bzw. Kurslücke zuverlässig. Trotzdem ist es unerlässlich auf weitere Bestätigungen zu warten und dieses Chartmuster entsprechend zu testen, bevor es beim Trading angewendet wird.
Die Interpretation des Shooting Star
Wenn ein Shooting-Star in einem Aufwärtstrend auftritt, deutet dies darauf hin, dass die Marktteilnehmer zwar weiterhin versucht haben, den Preis nach oben zu treiben, jedoch auf erheblichen Widerstand gestoßen sind. Der lange obere Docht zeigt, dass es zu einem starken Preisanstieg kam, der jedoch im Laufe des Handelstages fast vollständig abverkauft wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Käufer allmählich ihre Kraft verlieren und die Verkäufer die Kontrolle übernehmen.
Für Trader ist das Chartmuster “Shooting-Star” ein Chartsignal im Trend, welches anzeigt, dass der Aufwärtstrend möglicherweise an sein Ende gekommen ist. Die Aussagekraft des Musters allein reicht jedoch oft nicht aus, um eine endgültige Entscheidung im Rahmen der Analyse zu treffen. In den meisten Fällen wird der Shooting-Star idealerweise mit weiteren Bestätigungen wie technischen Indikatoren, der Marktstruktur oder Chartmustern kombiniert. Beispielsweise könnte ein anschließender Kursrückgang am nächsten Tag die mögliche Trendumkehr zu einem Abwärtstrend weiter bestätigen. Auch das (durchschnitts) Volumen spielt eine wichtige Rolle: Ein Volumen über dem Durchschnitt, angezeigt durch einen Volumen-Indikator, während der Entstehung des Shooting-Star kann die Aussagekraft des Chartmusters verstärken, da es darauf hindeutet, dass viele Marktteilnehmer auf den Verkaufsdruck reagiert haben und die Position unterstützen. Zudem ist es ebenfalls wichtig, den Shooting-Star in Relation zu wichtigen Widerstands- oder Unterstützungszonen zu betrachten. Tritt die Candlestick-Formation nahe einer bedeutenden Widerstandszone auf, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Trendumkehr. Umgekehrt, wenn der Shooting-Star in einem bereits überkauften Markt (bspw. angezeigt durch den Relative Strength Index (RSI) Indikator) entsteht, könnte dies ein weiteres Zeichen dafür sein, dass eine Korrektur bevorsteht.
Der Shooting Star in der Praxis
Um nun die besprochene Erklärung der Theorie der Candlestick-Formation in der Praxis anzuwenden, ist hier nochmal ein Beispiel dargestellt, wie das Chartmuster “Shooting-Star” im Chart aussehen kann. Dargestellt ist das Beispiel zum Shooting-Star bzw. die Sternenschnuppe im Tages-Chart der Aktie von Warner Bros Discovery in TradingView:
In diesem Beispiel ist die typische Struktur des Shooting-Star erkennbar: Ein kleiner Kerzenkörper befindet sich nahe dem unteren Ende der Tagespreisspanne, begleitet von einem langen oberen Schatten und einem kaum bzw. nicht vorhandenen unteren Schatten. Der lange obere Docht zeigt, dass die Käufer zu Beginn des Handelstages den Preis zunächst deutlich nach oben treiben konnten. Diese Bewegung deutet auf eine anfängliche Stärke der Käufer hin, die versuchten, den Aufwärtstrend fortzusetzen. Doch im Laufe des Tages setzte ein erheblicher Verkaufsdruck ein, der die zuvor erzielten Kursgewinne nahezu vollständig zunichtemachte. Der Schlusskurs liegt nahe dem Eröffnungskurs und signalisiert somit eine starke Schwäche der Käufer und die Dominanz der Verkäufer.
Anschließend wird die entsprechende Umkehr in die bärische Richtung eingeleitet und vollzogen. Nach dem Bruch der entsprechenden Struktur findet ebenfalls der Trendbruch auf dieser Zeiteinheit statt, welcher nach der Bestätigung in einem Abwärtstrend mündet. Auffällig ist hier zudem, dass der Shooting-Star sowohl zu der Kerze/Candle davor als auch zu der nachfolgenden Kerze eine Kurslück aufweist, was die Aussagekraft des Chartsignals im Hinblick auf den aktuellen Höchststand vom Kurs unterstreicht.
Fazit
Insgesamt ist im Rahmen der Erklärung zum Shooting-Star ersichtlich geworden, dass dieser eine Umkehrformation in der Candlestick-Analyse darstellt, die auf eine mögliche bärische Trendumkehr hinweist. Diese Candlestick-Formation tritt typischerweise nach einem Aufwärtstrend bzw. einer Aufwärtsbewegung auf und signalisiert im Rahmen vom Trading, dass die Käufer an Kraft verlieren, während der Verkaufsdruck zunimmt. Der lange obere Docht zeigt den vergeblichen Versuch der Käufer, den Markt weiter nach oben zu treiben, bevor die Verkäufer die Kontrolle übernehmen und den Kurs wieder nach unten drücken – was nach entsprechendem Strukturbruch in einem Abwärtstrend resultieren kann. Allerdings sollten Trader den Shooting-Star nicht isoliert betrachten, sondern immer im Kontext anderer technischer Indikatoren und Marktbedingungen bewerten. Die Berücksichtigung vom (durchschnittlichen) Volumen, dem Kontext der Marktstruktur und weiteren Bestätigungen, bspw. durch Trading-Indikatoren, kann die Aussagekraft dieses Musters entsprechend verstärken. Richtig angewendet, kann der Shooting-Star eine Methode sein, um einen Short-Einstiegspunkt, dessen Position möglichst nah an einem Höchststand im Chart liegt, zu identifizieren und potenziell von einer Umkehr frühzeitig beim Trading von bspw. Aktien zu profitieren.
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Benjamin Rose
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