Moving Average Convergence/Divergence (MACD)

Moving Average Convergence/Divergence (MACD)

Von Benjamin Rose

Der Moving Average Convergence/Divergence Indikator, kurz MACD, stellt einen der bekanntesten und am häufigsten verwendeten Trendindikatoren im Rahmen der Technischen Analyse dar. Ursprünglich wurde der MACD in den späten 1970er Jahren von Gerald Appel entwickelt und stellt eine Methode dar, um die Dynamik des Marktes im Rahmen vom Trading über verschiedene Zeitrahmen zu verstehen bzw. zu interpretieren und dies in grafischer Form darzustellen. Doch wie genau funktioniert die Berechnung des Indikators und was lässt sich anhand der Darstellungsweise für Trader erschließen - auch im Hinblick auf Trendwechsel bzw. Trendumkehr?

Inhaltsverzeichnis

Was ist der MACD Indikator?

Der Moving Average Convergence/Divergence Indikator ist ein trendfolgender Momentum-Indikator, der die Beziehung zwischen exponentiell gleitenden Durchschnitten (Exponential Moving Average – EMA) des Preises eines Wertpapiers zeigt. Exponentiell gleitende Durchschnitte werden verwendet, um die jüngeren Kursbewegungen stärker in die Berechnung mit einfließen zu lassen und somit auch höher zu gewichten – dadurch liegt eine entsprechende Glättung der Daten vor. Durch die Glättung der Daten werden die kurzfristige Schwankungen innerhalb der Trading-Periode reduziert, was einen Vorteil gegenüber dein einfachen gleitenden Durchschnitten (Simple Moving Average – SMA) darstellt.

Erkennbar sind dabei im Hinblick auf die Darstellungsweise im Chart lediglich zwei gleitende Durchschnitte, nämlich die MACD-Linie und die Signallinie, obwohl eigentlich insgesamt drei Durchschnitte im Rahmen der Berechnung herangezogen werden. Berechnet wird die MACD-Linie nämlich als Differenz zwischen zwei exponentiell gleitenden Durchschnitten auf der Basis von Schlusskursen, wobei die Werte des kürzeren EMA von denen des längeren EMA subtrahiert werden. Üblicherweise werden zur Ermittlung der Differenz die 26-Perioden-EMA und 12-Perioden-EMA verwendet. Die Signallinie ist typischerweise ein 9-Perioden-EMA, die im MACD-Diagramm angezeigt wird und als Auslöser für Kauf- und Verkaufssignale dient. Ursprünglich empfahl Gerald Appel jeweils eine Signallinie in Form eines EMA für Kauf- und Verkaufssignale, was in der Praxis allerdings selten Anwendung findet.      
Des Weiteren wird die MACD-Linie häufig auch als langsamere Linie (größere Zeitreihe der Perioden) und die Signallinie als schnellere Linie (kleinere Zeitreihe der Perioden) bezeichnet, was daran liegt, dass die MACD-Linie aus einem größeren Zeitraum der gleitenden Durchschnitte abgeleitet wird. Die Größe der Perioden der exponentiell gleitenden Durchschnitte ergeben sich dabei aus den Beobachtungen der Marktzyklen durch Gerald Appel selbst.      

Zusätzlich dazu lässt sich im Rahmen der Technischen Analyse noch das grundlegende Konzept der Trends (Aufwärtstrend/Abwärtstrend/Neutral) zum MACD hinzufügen. Durch die Berücksichtigung der Trendrichtung und der Identifikation der Trendwechsel können die Werte des MACD im Rahmen vom Trading hinsichtlich ihrer Stärke besser eingeordnet werden, wodurch Trader fundiertere Entscheidungen treffen können. Zusätzlich ermöglichen es die unterschiedlichen Zeitrahmen, die bei der Berechnung der exponentiellen gleitenden Durchschnitte genutzt werden, sowohl kurzfristige als auch langfristige Marktbewegungen zu analysieren und entsprechend zu reagieren. Doch wie genau können die Daten nun interpretiert werden, um sie für die eigene Strategie in Form von Handelssignalen zu nutzen?

Wie wird der MACD angewendet?

Interpretation des MACD

Die eigentlichen Signale zum Kauf- oder Verkauf resultieren aus dem Kreuzen der beiden Linien. So entsteht ein Kaufsignal im Kurs, wenn die MACD-Linie die Signallinie von unten nach oben durchkreuzt und ein Verkaufssignal im Kurs, wenn die MACD-Linie die Signallinie von oben nach unten durchkreuzt. Zusätzlich dazu liegen auch hier beim Trading Ähnlichkeiten zu Oszillatoren vor, da es ebenfalls, wie bei den Oszillatoren, zu einer überverkauften Situation kommt, wenn die Linien zu weit unter der Nulllinie verlaufen. Dabei ergeben sich die besten Kaufsignale im Kurs, wenn der MACD recht weit unter der Nulllinie im überverkauften Bereich notiert. Kreuzungen über und unter die Nulllinie sind eine weiter Möglichkeit, Kauf- bzw. Verkaufssignale zu generieren. Somit lässt sich der Abstand der EMAs zur Nulllinie ebenfalls in die Entscheidungsfindung im Hinblick auf die Signale mit einbeziehen. 

Basierend auf dem Abstand zwischen dem MACD und der Signallinie können Trader zudem Rückschlüsse auf die Stärke des Trends treffen. Vergrößert sich dabei der Abstand zwischen der Signallinie und dem MACD verstärkt bzw. intensiviert sich der Trend – was grundsätzlich bullisch ist. Verringert sich der Abstand nimmt die Stärke des Trends ab und wird somit schwächer – was grundsätzlich bärisch ist. Dadurch kann sich somit ein entsprechender potenzieller Trendwechsel (bullisch/bärisch/neutral) andeuten.

Divergenzen beim MACD

Im Rahmen des MACD als Trendfolge-Indikator können Trader ebenfalls Divergenzen erkennen, die zwischen dem Verlauf der MACD-Linie und der Preisbewegung auftreten. Dabei wird nach neuen Extremwerten im Kurs gesucht, die nicht im MACD bestätigt werden. So kommt es zu einer negativen/bärischen Divergenz, wenn die MACD-Linien weit oberhalb der Nulllinie, also im überkauften Bereich, sind und beginnen, an Momentum zu verlieren, während die Kurse weiterhin steigen. Dies kann als Warnung bzw. Einleitung einer Trendumkehr gesehen werden. Im Gegensatz dazu zeigt sich eine positive/bullische Divergenz, wenn die MACD-Linien weit unterhalb der Nulllinie, also im überverkauften Bereich, verlaufen und zu steigen beginnen, noch bevor dies im Kursverlauf der Fall ist. Dies deutet oft darauf hin, dass der bärische Markt seinen Tiefpunkt erreicht bzw. dabei ist einen Boden zu bilden.  

Um Fehlsignale des Indikators zu reduzieren, sollten Trader diesen in Seitwärtsphasen nicht einsetzen, da dort die Signale meist zu spät generiert werden. Auch ist es in der Hinsicht zusätzlich hilfreich die Signale mit entsprechenden Bestätigungen im Kurs zu verwenden, da diese dann im Durchschnitt mehr Gewicht besitzen und somit Fehlausbrüche bzw. Fehlsignale des Indikators reduziert werden.

Das Histogramm

Das MACD-Histogramm stellt die Differenz zwischen der MACD-Linie und der Signal-Linie dar und bietet eine visuelle Darstellung der Geschwindigkeit der Änderungen im Momentum in Form von senkrechten Balken. Das Histogramm verfügt von vornherein über eine Nulllinie was darin resultiert, dass sich die Balken des Histogramms oberhalb dieser Linie befinden, wenn sich die MACD-Linien in positiver Ausrichtung befinden (die MACD-Linie verläuft oberhalb der Signallinie). Die Kreuzungen des Histogramms über und unter die Nulllinie korrespondieren mit den eigentlichen Kreuzungen der EMAs im Hinblick auf die Kauf- und Verkaufssignale.      
Obwohl nach dem MACD kein Kauf- oder Verkaufssignal ausgelöst wird, bis das Histogramm seine Nulllinie kreuzt, gibt das Drehen des Histogramms frühzeitige Anzeichen, dass die aktuelle Bewegung an Momentum verliert. Das liegt daran, dass die Umkehrbewegungen des Histogramms zurück zur Nulllinie den eigentlichen Kreuzungssignalen immer vorausgehen. Daraus lassen sich auch entsprechende Rückschlüsse auf die vorliegenden Richtungen des Trends mit dem entsprechenden Kursverlauf und dessen Trendstärke ziehen. Nimmt das Momentum des MACD ab, so bedeutet dies entsprechend eine Veränderung des aktuell vorherrschenden Trends (Aufwärtstrend/Abwärtstrend/Neutral), also eine abnehmende/zunehmende Trendstärke, die ggf. eine Änderung der Trendrichtung bzw. eine Trendumkehr einleiten kann.

Der Zeithorizont im MACD

Da die verwendeten Durchschnittslinien kurzfristiger Natur sind, ist auch die Gültigkeit bzw. Gewichtung der Signale von kurzfristiger Natur. Wenn mit diesem Indikator längerfristige Signale generiert werden sollen, empfiehlt es sich, nicht die Standardeinstellungen der Durchschnittslinien/ Exponential Moving Averages hinsichtlich Zeitrahmen/ Perioden zu verstellen, sondern die betrachtete Zeitebene zu vergrößern. So bietet es sich dann zum Beispiel an die nächsthöheren Zeiteinheiten, wie bspw. den Tages-, Wochen- oder Monats-Chart, zu verwenden. Falls die Standardeinstellungen im Rahmen der Strategie doch verändert werden sollen (z. B. auf den Tages-Chart), um entsprechende Handelssignale zu generieren, empfiehlt sich auch hier wieder vorab ein entsprechendes Testen der neuen Einstellungen. 

Wie bei allen technischen Indikatoren besitzen dabei Signale auf den höheren Zeiteinheiten eine größere Gewichtung als die auf den niedrigeren Zeiteinheiten. Der beste Weg, um die verschiedenen Zeitrahmen miteinander zu kombinieren, liegt darin, die Signale der höheren Zeiteinheiten für die Bestimmung der Marktrichtung zu verwenden und die Signale auf den niedrigeren Zeiteinheiten für die bestmöglichen Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkte zu nutzen. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die langfristigen Zeiträume, wie (Tages-), Wochen- oder Monats-Charts, genutzt werden sollten, um die allgemeine Richtung des Marktes zu bestimmen, während kürzere Zeiträume, wie (Tages-), Stunden- oder Minuten-Charts, verwendet werden, um präzise Ein- und Ausstiegspunkte zu identifizieren.

Den MACD Indikator bei TradingView einstellen

Wenn der MACD Indikator nun für die eigene Strategie als Hilfsmittel dienen und auf entsprechende Werte, wie zum Beispiel Aktien/ Wertpapiere angewendet werden soll, lässt sich dieser ganz einfach im Chart in TradingView anzeigen. Hierzu muss einfach nur das Indikatorfenster geöffnet und in die Suchleiste “MACD” oder “Moving Average Convergence Divergence” eingegeben werden:

Angezeigt wird dann in TradingView der “MACD” Indikator direkt an erster Stelle. Durch das anklicken wird dieser dem Chart hinzugefügt und lässt sich anschließend hinsichtlich der eigenen Strategie noch individuell einstellen. So können in den Einstellungen bspw. die Durchschnittslinien/ Exponential Moving Averages angepasst werden oder auch hinsichtlich der Perioden-Einstellungen Änderungen vorgenommen werden.

Fazit zum MACD

Insgesamt ist der MACD ein bekannter Trendindikator, damit Trader im Rahmen ihrer Trading-Strategie die Dynamik und Richtung des Marktes im Rahmen der Analyse einordnen können. Allerdings ist auch hier wieder, wie bei allen Indikatoren, empfehlenswert zusätzliche Bestätigungen im Hinblick auf Entscheidungen hinzuzuziehen und die Ergebnisse des Indikators lediglich als Teilaspekt der Analyse anzusehen. Durch diese ganzheitliche Herangehensweise können Trader fundierte Entscheidungen treffen und somit die bestmöglichen Werte und Ergebnissen für die eigene Handelsstrategie erzielen.

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Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/

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