Bollinger Bänder

Bollinger Bänder

Von Benjamin Rose

Die Bollinger Bänder (engl. Bollinger Bands) sind ein recht bekannter und beliebter technischer Trading-Indikator bei Tradern, der in den 1980er Jahren von John Bollinger entwickelt wurde. Aufgebaut ist dieser Indikator dabei so, dass zwei Bänder um einen gleitenden Durchschnitt (engl. Moving Average) geschlagen werden und dazu dienen, die Volatilität eines Wertpapiers bzw. Marktes zu messen, um dadurch potenzielle Überkauf- oder Überverkauf-Situationen zu identifizieren. Durch die Kombination des gleitenden Durchschnitts mit Standardabweichungen bieten Bollinger Bänder Händlern dabei ein flexibles Werkzeug zur Analyse von Märkten. Doch was sind Bollinger Bänder überhaupt genau und welche Rückschlüsse können Trader von diesen auf ihr eigenes Handeln bzw. die eigene Strategie ziehen?

Inhaltsverzeichnis

Was sind Bollinger Bänder

Das Grundprinzip der Bollinger Bänder beruht, wie bereits beschrieben, auf einem einfachen gleitenden Durchschnitt (engl. Moving Average), der als Mittelpunkt dient, sowie zwei Bändern, die sich ober- und unterhalb dieses Durchschnitts befinden. Diese Bänder werden um den gleitenden Durchschnitt herum „gelegt“ und basieren auf der Standardabweichung, einem statistischen Maß für die Volatilität. Die Standardabweichung misst, wie stark die Kurse um den Durchschnitt schwanken, wobei diese Schwankungen der Normalverteilung folgen. Für die Berechnung des oberen Bandes werden zwei Standardabweichungen zum gleitenden Durchschnitt addiert, während für die Berechnung des unteren Bandes zwei Standardabweichungen abgezogen werden. Diese Wahl von zwei Standardabweichungen stellt sicher, dass der Großteil der Bewegungen des Kurses – typischerweise etwa 95 % – innerhalb der Bollinger Bänder liegt, was dem Prinzip der Normalverteilung entspricht. Auf diese Weise bieten die Bänder eine statistisch fundierte Grenze, die hilft, Überkauft- und Überverkauft-Situationen zu identifizieren und somit ein entsprechendes Kaufsignal und/oder Verkaufssignal darzustellen. Dementsprechend werden die Bänder umso breiter, je stärker die Kurse schwanken; bei geringeren Schwankungen der Bewegungen verengen sich die Bänder entsprechend. Diese dynamische Anpassung macht die Bollinger Bänder zu einem flexiblen Indikator, der die aktuelle Marktvolatilität präzise widerspiegelt.

Somit bestehen die Bollinger Bänder aus drei wichtigen Komponenten:

Mittleres Band (Moving Average): Hierbei handelt es sich um einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA), der den Mittelwert im Chart über einen festgelegten Zeitraum (N-Perioden), meist eine Periode von 20 Tagen, darstellt. Die Periode von 20 Tagen kommt daher, dass diese Anzahl des Zeitrahmens in der Regel einen Handelsmonat umfasst. Das mittlere Band dient somit als Referenzlinie für den Markttrend und stellt somit den Wert über den festgelegten Zeitraum dar.

Oberes Band: Dieses Band bzw. die Linie wird berechnet, indem zwei Standardabweichungen dem SMA über N-Perioden hinzugefügt werden. 

Unteres Band: Hier wird der SMA über N-Perioden um zwei Standardabweichungen nach unten verschoben. Durch das obere und untere Band bzw. die Linien ergibt sich entsprechend der Bereich, in dem sich die Bewegungen vom Kurs üblicherweise aufhalten. 

Die Hauptidee hinter den Bollinger Bändern für die Interpretation ist dabei, ähnlich wie bei den meisten Indikatoren und Hilfsmitteln im Hinblick auf die Chartanalyse, Rückschlüsse auf die Richtung des Marktgeschehens zu ziehen, was hier durch die Beobachtung des Abstands der Bänder im Chart erfolgt. Wenn sich die Kurse nahe dem oberen Band bewegen oder diese Linie sogar berühren, könnte dies auf eine Überkauft-Situation hindeuten, bei der die Kurse als nach oben überdehnt angesehen werden. In solchen Fällen besteht die Möglichkeit, dass eine Umkehr der Richtung vom Trend bald bevorstehen könnte (bspw. Aufwärtstrend zu Abwärtstrend), und die Kurse wieder fallen. Für eine Trendwende muss allerdings auf eine entsprechende Bestätigung im Kursverlauf geachtet werden.
Umgekehrt gilt bei der Interpretation: Wenn die Kurse sich dem unteren Band annähern bzw. den Bereich dorthin verengen oder die Linie berühren, werden sie als überverkauft oder nach unten überdehnt betrachtet. Dies kann auf eine potenzielle Trendwende bzw. Umkehr (bspw. Abwärtstrend zu Aufwärtstrend) nach oben hinweisen, da die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Kurse bald wieder ansteigen. Durch diese klare visuelle Darstellung helfen die Bollinger Bänder Tradern, mögliche Wendepunkte im Markt zu identifizieren und ihre Handelsentscheidungen entsprechend anzupassen. Bei Trendwenden sind allerdings im Chart entsprechende Ausbrüche mit Schlusskurs über der Struktur im Kursverlauf die wichtigen Positionen, auf die Trader achten sollten. Die Bollinger Bänder, in Kombination mit anderen Chart-Indikatoren und dem Wert der Normalverteilung, bieten somit Tradern wertvolle Einblicke in die Bewegungen und Schwankungen am Markt.

Die Standardeinstellung mit einem Zeitraum von 20 Tagen für den Simple Moving Average (SMA) und eine zweifache Standardabweichung eignen sich allerdings nicht für alle Märkte und Gegebenheiten. Trader, die im Rahmen der Chartanalyse eher auf kurzfristiger Basis handeln, können bspw. darüber nachdenken den Zeitraum der Periode entsprechend zu reduzieren. Zudem bietet es sich auf Märkten mit hoher Volatilität an die Standardabweichung zu erhöhen, um diese so entsprechend besser zu berücksichtigen.

Die Bandbreite der Bollinger Bänder

Die Bollinger Bänder sind ein Instrument zur Messung der Marktvolatilität, das sich von anderen Konzepten wie fest definierten Abstandsindikatoren unterscheidet. So reagieren diese flexibel auf Veränderungen der Marktbedingungen, da sie sich in Abhängigkeit von der 20-Tages-Volatilität (Voraussetzung ist die Beibehaltung der Standardeinstellung von 20) ausdehnen oder zusammenziehen. In volatilen Phasen weiten sich die Bänder entsprechend, was auf eine erhöhte Preisschwankung hinweist. In ruhigen Marktphasen hingegen verengen sie sich, was als “Squeeze” bezeichnet wird. Dieser signalisiert eine Phase niedriger Volatilität und kann auf einen bevorstehenden Trendwechsel oder eine potenzielle Bewegung hindeuten. Ein Squeeze ist oft ein Hinweis darauf, dass sich der Markt “aufstaut” und bereit ist, sich in die eine oder andere Richtung zu entladen.
Eine Divergenz zwischen den Bollinger Bändern und anderen Indikatoren, wie dem Schlusskurs oder der Preisentwicklung, kann ein weiteres nützliches Signal bieten. Eine solche Divergenz entsteht, wenn der Preisverlauf und die Bänder unterschiedliche Richtungen einschlagen. Beispielsweise könnte der Preis bis zum Schlusskurs weiter steigen, während die Bänder beginnen, sich zusammenzuziehen oder seitwärts zu verlaufen. Diese Diskrepanz kann anzeigen, dass der bestehende Trend an Schwung verliert und möglicherweise eine Umkehr bevorsteht. Insbesondere nach einem Squeeze kann eine Divergenz als Verstärkung des Signals für einen Ausbruch in die eine oder andere Richtung dienen.

Eine erfolgreiche Strategie beim Trading mit den Bollinger Bändern besteht darin, diese Divergenzen und Squeeze-Phasen zu beobachten und mit anderen Indikatoren zu kombinieren. Beispielsweise könnten diese zusammen ein starkes Signal für eine Trendumkehr oder den Beginn eines neuen Trends liefern. Wenn die Bänder eine Position erreichen, in der sich die Marktbedingungen schnell ändern, könnte ein Ausbruch bevorstehen.

Insgesamt lassen sich die Bollinger Bänder nicht nur auf Tages-, sondern auch auf verschiedene andere Zeitrahmen anwenden, indem die Berechnung entsprechend angepasst wird. Für optimale Ergebnisse ist es wichtig, eine Strategie zu entwickeln, die auf dem jeweiligen Zeitrahmen basiert und durch zusätzliche Divergenzen und Squeeze-Signale unterstützt wird. Dies ist besonders relevant für das Trading auf unterschiedlichen Zeitebenen (bspw. Daytrading und Swing-Trading), da die Anpassung an den Zeitrahmen entscheidend ist. Durch die sorgfältige Analyse der Bänder in einer Position, die möglicherweise zu einem Markttrend führt, lassen sich Chancen im Trading optimal nutzen.

Die Bollinger Bänder bei TradingView einstellen

Wenn die Bollinger Bänder nun für die eigene Strategie im Rahmen der Chartanalyse als Hilfsmittel dienen und auf entsprechende Werte, wie zum Beispiel Aktien oder Indizes angewendet werden sollen, lassen sich diese ganz einfach im Chart in Trading-View anzeigen. Hierzu muss einfach nur das Indikatorfenster geöffnet und in die Suchleiste “Bollinger Bands” eingegeben werden:

Angezeigt werden in Trading-View dann verschiedene Möglichkeiten zu den Bollinger Bändern. Für die hier besprochene Variante der Bollinger Bänder sollte dabei die in dem Bild markierte Option “Bollinger Bands” ausgewählt werden.

Fazit zu den Bollinger Bändern

Zusammenfassend sind Bollinger Bänder ein wertvolles Werkzeug für Trader, um die Volatilität des Marktes im Rahmen der Chartanalyse zu messen und potenzielle Handelsmöglichkeiten zu identifizieren.  Sie sollten jedoch immer in Kombination mit anderen Indikatoren, wie bspw. Oszillatoren, und Analysemethoden verwendet werden, da die Bänder alleine nicht sehr aussagekräftig sind. Eine bewährte Strategie ist es, Bollinger Bänder als Unterstützung für den Einstieg in eine Position zu nutzen, insbesondere wenn ein Ausbruch bevorstehen könnte. Durch Verständnis und sorgfältige Anwendung im Trading können Bollinger Bänder dazu beitragen, fundiertere Handelsentscheidungen zu treffen. Eine durchdachte Strategie und der gezielte Einsatz im Trading verbessern die Chancen auf erfolgreiche Trades und ermöglichen es, Marktbewegungen besser zu antizipieren.

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Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch „Chartsekte“, oder durch einen für „Chartsekte“ tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. „Chartsekte“ und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien oder anderen Werten. 

Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/

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