Volatilitätsindex VIX – Kompass in turbulenten Märkten

Volatilitätsindex VIX - Kompass in turbulenten Märkten

Veröffentlicht am 05.06.2023 | Lesedauer: 15 Minuten

Von Jan Fuhrmann

VIX. Der Volatilitätsindex

▲ VIX (Volatilitätsindex) | Profitieren vom Gradmesser der Volatilität

Der VIX ist ein Stimmungsbarometer für die Börse, der die erwartete Volatilität für das nächste Jahr anzeigt. Als technischer Analyst kann man auf vielfältige Weise vom VIX profitieren: Man profitiert nicht nur von einem umfassenderen Blick auf den Gesamtmarkt im Finanzbereich (was den eigenen Traudes und dem Minimieren von Risiken zugute kommt), sondern man kann den Volatilitätsindex mit einem CFD bzw. CFDs auch selbst handeln. Hier sind schnelle hohe Profite möglich, aber die Charakteristik unterscheidet sich stark vom Trading von Aktien, Forex, Indizes, Rohstoffen usw. Um also nachhaltig Geld mit dem VIX zu verdienen, sollte man sich mit der Terminbörse, dem Angstindex & Co. genau auskennen.

Was ist der VIX?

Was ist Volatilität?

Bevor wir uns den VIX (Volatility Index) von Cboe, der m Finanzbereich häufig auch Angstbarometer genannt wird, näher anschauen, sollte erst einmal die grundlegende Frage geklärt werden was Volatilität und somit der entsprechende Index überhaupt ist. Am Aktienmarkt bezieht sich die Volatilität auf die Schwankungsbreite innerhalb eines bestimmten Zeitraums und wird häufig auch als Gradmesser für das Risiko betrachtet. Dabei unterscheidet man zwischen der realisierten Volatilität, die auf vergangenen Kursbewegungen basiert (ist somit real), und der zukünftigen (implizierten) Volatilität. Der Wert für letztere ist lediglich eine Annahme für die Zukunft, eine Erwartung der Marktteilnehmer und wird deshalb auch implizit genannt. 

Definition des VIX

Der VIX (Volatility Index, Volatilitätsindex) bezieht sich auf ebendiese zukünftige Volatilität für einen Zeitraum von 30 Tagen (ein Monat des Jahres). Der zugrundeliegende Basiswert, dessen Schwankungsbreite gemessen wird, ist der marktbreite S&P 500 Index (als ETF bekannt), welcher als wichtigster Aktienindex am US-amerikanischen Aktienmarkt gilt. Daraus folgt, dass auch der VIX als Index das wichtigste Gradmesser für die Betrachtung der Marktvolatilität des nächsten Monats am Aktienmarkt ist – aus diesem Grund nennen ihn viele auch Angstbarometer für die erwartete Kursentwicklung der börsengehandelten Werte.

Der Herausgeber des VIX ist kein Börsenverlag, sondern das Unternehmen Cboe Global Markets, zu dem auch eine der größten Optionsbörsen der Welt, die Chicago Board Options Exchange, gehört. Naheliegend ist also auch, dass an dieser Börse Optionen und Futures auf den VIX gehandelt werden. Man kann aber auch mit anderen Wertpapieren als Optionskontrakten vom VIX profitieren, aber dazu später mehr. Der Handel von einem Future oder einem CFD bzw. CFDs auf Volatility ist unter Tradern beliebt – in Deutschland speziell mit dem VDAX (nicht zu verwechseln mit einem DAX ETF) als Basiswert, welcher der “Angstindex” für den DAX ist. Das Schweizer Pendant ist der VSMI. Wie der Name schon nahelegt, bezieht sich der VSMI auf den börsengehandelten SMI (Swiss Market Index).

Berechnung des VIX

Die Berechnung der Pkt. vom Kurs des VIX (Volatility Index) ist relativ komplex, sodass Cboe (kein Börsenverlag, sondern Börsenbetreiber, also eine Exchange) für Anleger sogar ein detailliertes PDF zur mathematischen Berechnung veröffentlicht hat. Mit etwas Zeit, Geduld und mathematischen Kenntnissen über Standardabweichung & Co. kann man diesen Basisprospekt gut nachvollziehen, aber an dieser Stelle soll ein Einblick in die einzelnen Faktoren, die den VIX beeinflussen, genügen.

Kurz beschrieben fließen gewichtete Preise von Put- und Call-Optionen (Kauf- und Verkaufsoptionen) des S&P 500 Index in die Berechnung des Volatilitätsindex ein und bestimmen bei wie vielen Pkt. bzw. bei welchem Wert der VIX notiert. Im Detail (trotzdem vereinfacht) folgt das dieser Herangehensweise, die auch im Basisprospekt dargestellt wird:

1. Gewichtung von Optionen
Es wird eine breite Vielfalt an Optionen auf den S&P 500 herangezogen, sowohl Puts als auch Calls. Jede Option wird dabei nach ihrem relativen Marktwert gewichtet. Je höher der Markwert, also der Preis, desto höher ist die Gewichtung.

2. Berechnung der Standardabweichung
Auf Basis der Optionspreise wird die Standardabweichung der erwarteten täglichen Renditen des S&P 500 Index berechnet. Dies klingt komplexer als es eigentlich ist – die Standardabweichung ist einfach ein Maß für eine Streuung von Werten (also der täglichen Renditen). Da Optionen immer bis zu einem gewissen Stichtag laufen, beziehen sie sich ihr aktueller Preis auch immer auf die erwartete Rendite bis zu diesem Tag.

3. Skalierung auf eine 30-Tage-Basis
Nachdem die Standardabweichung berechnet wurde, wird diese Standardabweichung auf eine 30-Tage-Basis umgerechnet. Die erwartete Volatilität soll schließlich für diesen Zeitraum dargestellt werden.

4. Berechnung des VIX
Die Vorarbeit ist nun getan und jetzt wird der VIX-Wert nur noch als Prozentsatz der erwarteten jährlichen Volatilität angegeben. Steht der VIX bei 20 bzw. 20 %, dann wird eine jährliche Volatilität von 20 % erwartet.

Was bringt mir der VIX?

Nachdem geklärt ist was der VIX von Cboe anzeigt und wie der Preis bzw. Kurs berechnet wird, ist zuletzt noch die Frage offen: Warum überhaupt ein solcher Index? Und was bringt mir die Anzahl der Pkt. des Volatilitätsindex beim Trading oder Investieren um selbst Geld zu verdienen? Sind damit bessere Prognosen für die Wertentwicklung möglich?

Da sich der VIX auf die zukünftig erwartetet Volatilität bezieht, dient er zunächst als eine Art Stimmungsbarometer. Das aktuelle Stimmungsbild der Anleger spiegelt sich nicht nur bei den Aktien und Aktienindizes selbst, sondern dadurch auch bei den darauf laufenden Optionen wider. Crasht der Markt oder große Unsicherheit herrscht, dann schnellt der VIX schnell in die Höhe, da die Marktteilnehmer eine erhöhte Volatilität erwarten.

Die Aussagekraft kann und sollte an dieser Stelle aber kritisch hinterfragt werden, denn die Bewegungen im VIX von heute basieren nur auf dem heutigen Kenntnisstand. Ist die Unsicherheit besonders hoch, dann fällt auch der S&P 500 und die hohe Volatilität ist bereits jetzt da – nicht erst in Zukunft. Dementsprechend kann man den VIX nicht so verwenden, um mit Sicherheit im Voraus zu sehen, dass nächste Woche die Volatilität zunimmt. Wenn sie zunimmt, dann sehen wir das auch erst dann im VIX.

Als technische Analysten und Chart Analysten können wir den VIX von Cboe allerdings wie jeden anderen Wert (bspw. ein Kurs von einem Index) analysieren und mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Verläufe im VIX prognostizieren und somit auch vorher erkennen, wenn die Volatilität wahrscheinlich zunimmt oder abnimmt. Solche Einschätzungen zur Wertentwicklung ergänzen eine Analyse zum Basiswert, dem S&P 500, sowie vielen Einzelaktien hervorragend. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt bspw. deutlich, dass der VIX in Korrekturen am Gesamtmarkt immer wieder denselben Extrembereich im VIX anläuft, aber dort eigentlich nie lange verharrt und dann im Kurs des S&P 500 einen Boden bildet. Dementsprechend bilden in diesem Zeitraum auch viele Aktien einen Boden und der VIX ein Top (Signal für einen Short im VIX).

Erwartet man eine bestimmte Wertentwicklung im VIX, dann kann man einerseits den VIX selbst handeln um Geld zu verdienen- Long oder Short. Andererseits ist aber auch möglich dies als Indikator für andere Wertpapiere und Trading-Positionen zu betrachten; ggf. ergibt es bspw. Sinn nähere Long-Kursziele anzupeilen und Long-Trades konservativer zu managen, wenn man in einem stabilen Aufwärtstrend auf einmal einen Anstieg der Volatilität erwartet. Steigt der VIX hingegen auf ungewöhnliche Höhen im Chart, in denen er in der Regel nie länger verharrt, kann nach Long-Trades bei Einzelaktien oder im S&P 500 Ausschau gehalten werden. Eine Abnahme der Volatilität und Umkehr könnte bevorstehen – vielleicht nicht sofort, aber im Laufe der nächsten Zeit des Jahres.

Bei besonders signifikanten Bewegungen kann sogar darüber nachgedacht werden Positionen im langfristigen Depot zu hedgen (um somit Risiken zu reduzieren, bspw. mit Indexoptionen) oder Teilverkäufe zu generieren (Short auf die Aktienpositionen) – aber hier ist Vorsicht geboten. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, dass ein präferiertes Szenario nicht aufgehen muss und das Ziel, die Kursschwankungen abzufedern, auch in einer insgesamt schlechteren Kursentwicklung des Portfolios enden kann.

Ableger vom VIX

Der VIX ist unter Anlegern zwar der bekannteste Volatilitätsindex, aber natürlich nicht der einzige, der Auskunft über die erwarteten Kursschwankungen gibt. Es gibt inzwischen eine Vielzahl an Basiswerten, zu denen man bei TradingView einen eigenen “VIX” aufrufen kann. Auf die Entwicklung all dieser Werte kann man je nach Broker mit CFDs bzw. einem CFD setzen. Alternativ können an Terminbörsen (bspw. in Chicago) die entsprechenden Terminkontrakte direkt zum aktuellen Optionspreis in Echtzeit gekauft werden.

In Deutschland ist neben den unten aufgeführten Volatililitätsindizes noch der VDAX bekannt. Der VDAX bezieht sich auf die Volatilität des wichtigsten deutschen Index, dem DAX. Wie die meisten anderen Volatilitätsindizes auch ist der Handel vom VDAX bspw. mit Futures oder mit einem CFD bzw. CFDs möglich, also mit unterschiedlichen Wertpapieren. Im DACH-Raum gibt es ansonsten noch den Schweizer Aktienindex SMI, wozu der Volatilitätsindex VSMI gehört. Der VDAX ist allerdings erheblich bekannter als der VSMI.

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