Trendkanal

Von Benjamin Rose

Ein Trendkanal ist ein hilfreiches Werkzeug im Rahmen der technischen Analyse, das genutzt wird, um Kursbewegungen und vor allem die Trenddynamik von Finanzinstrumenten wie Aktien bzw. Wertpapiere, Währungen oder Rohstoffen zu analysieren. Der Trendkanal besteht dabei aus zwei parallelen Trendlinien, die in einem Chart im Rahmen der Chartanalyse jeweils die obere und untere Begrenzungslinie der Hochs und Tiefs im Hinblick auf die Preisbewegungen im Kursverlauf darstellen. Doch wie funktioniert ein Trendkanal überhaupt und welche Rückschlüsse können Trader durch diesen für ihren eigenen Handel bzw. die eigene Strategie mitnehmen?

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Trendkanal?

Ein Trendkanal ist ein technisches Analysewerkzeug, das in Charts verwendet wird, um den Bewegungsbereich vom Kursverlauf besser zu verstehen. Er wird dabei durch zwei parallele Trendlinien definiert, die als obere Begrenzungslinie (Widerstand) und untere Begrenzungslinie (Unterstützung) bezeichnet werden. Diese beiden Trendlinien spielen eine entsprechende Rolle, indem sie den Bereich festlegen, in dem sich der Kurs eines Vermögenswerts, wie einer Aktie bzw. Wertpapiers, eines Rohstoffs oder einer Kryptowährung, typischerweise bewegt. Die Begrenzungslinien bieten wertvolle Hinweise auf die Marktstimmung, da sie das Verhalten von Käufern und Verkäufern im aktuellen Trend und Kursverlauf widerspiegeln.

Die untere Trendlinie des Trendkanals, die als Unterstützungslinie/ Aufwärstrendlinie fungiert, markiert das Preisniveau, an dem der Kaufdruck normalerweise zunimmt und den Kurs nach oben treibt. An diesem Punkt ist das Interesse der Käufer stark genug, um den Preisabfall zu stoppen und potenziell eine Aufwärtsbewegung einzuleiten. Diese Formation kann dabei, bei entsprechender Bestätigung, für potenzielle Einstiege im Trading genutzt werden. Die obere Trendlinie des Kanals, die als Widerstandslinie bezeichnet wird, markiert hingegen das Preisniveau, an dem Verkäufer vermehrt aktiv werden und das Kaufinteresse abnimmt. Dadurch entsteht ein Verkaufsdruck, der oft zu einer Abwärtsbewegung führt. Beide Trendlinien zusammen schaffen eine Art “Schienen”, entlang derer sich der Preis bewegt, solange der Trend intakt bleibt.

Arten von Trendkanälen

Es gibt verschiedene Arten von Trendkanälen, die unterschiedliche Marktbedingungen und Stimmungslagen im Rahmen der Kursentwicklung widerspiegeln. Jeder Kanaltyp zeigt typische Bewegungsmuster und Verhaltensweisen der Marktteilnehmer und kann Hinweise auf die nächsten Schritte im Markt geben. Die drei Haupttypen von Trendkanälen sind der aufsteigende, der absteigende und der seitwärts verlaufende Trendkanal. Insgesamt gibt dabei jeder dieser Kanäle Aufschluss darüber, wie sich Angebot und Nachfrage im Markt verteilen und welche Erwartungen die Händler an die künftige Kursentwicklung haben:

Aufsteigender Trendkanal:
Der aufsteigende Trendkanal zeichnet sich durch eine positive Preisbewegung aus, bei der der Kurs tendenziell höhere Hochs und höhere Tiefs bildet. Diese Kanalform wird durch eine nach oben geneigte Unterstützungslinie/ Aufwärtstrendlinie an der Unterseite und eine ebenfalls aufwärts gerichtete Widerstandslinie an der Oberseite definiert. Innerhalb eines aufsteigenden Kanals findet der Kursverlauf in einer Art “Zickzack-Muster” zwischen der oberen und unteren Begrenzung statt, wobei die Unterstützungslinie als Kaufzone und die Widerstandslinie als Verkaufszone bzw. Verkaufssignal genutzt wird. Ein aufsteigender Trendkanal ist ein Zeichen für einen bullischen Markt, der durch eine starke Nachfrage und optimistische Erwartungen der Marktteilnehmer geprägt ist. Anleger sehen steigende Kurse oft als Signal, dass der Markt “gesund” ist und weiteres Wachstum möglich ist. Solche Kanäle werden daher häufig in aufwärtsgerichteten Marktphasen beobachtet und bieten Anlegern die Möglichkeit, bei Rücksetzern an der Unterstützungslinie potenziell vorteilhafte Einstiege zu finden. Er dient als Indikator für eine stabil wachsende Kaufbereitschaft und für die Möglichkeit, dass sich der Aufwärtstrend fortsetzen könnte.

Absteigender Trendkanal:
Der absteigende Trendkanal ist das Gegenstück zum aufsteigenden Kanal in der Chartanalyse und spiegelt eine negative Marktstimmung wider. In diesem Kanaltyp bewegt sich der Kurs in einem Abwärtstrend und bildet dabei niedrigere Hochs und tiefere Tiefs. Die obere Trendlinie des Kanals fungiert als abwärts geneigte Widerstandslinie, während die untere Trendlinie eine abwärts gerichtete Unterstützungslinie darstellt. Der Kurs pendelt typischerweise zwischen diesen Trendlinien, wobei er die Widerstandslinie als Verkaufszone bzw. potenzielles Verkaufssignal und die Unterstützungslinie als potenziellen Kaufbereich nutzt. Dieser Kanal ist charakteristisch für einen bärischen Markt, in dem die Verkaufsaktivität stark ist und die Erwartungen an die zukünftige Kursentwicklung pessimistisch sind. Ein absteigender Trendkanal signalisiert, dass Verkäufer dominieren und der Kurs weiter sinken könnte, wenn keine wesentliche Unterstützung gefunden wird. In dieser Phase sind die Anleger eher zurückhaltend oder verkaufen ihre Positionen, um Verluste zu begrenzen. Dieser Trendkanal ist besonders relevant für Trader, die von einem Fall der Kurse ausgehen und bietet Anhaltspunkte für Verkaufsstrategien oder Short-Positionen.

Seitwärts-Trendkanal:
Ein seitwärts verlaufender Trendkanal, auch bekannt als horizontaler oder konsolidierender Kanal bzw. im Rahmen der Chartformationen als Range, bildet sich, wenn sich der Kurs ohne eine klare Auf- oder Abwärtstendenz in einem stabilen Preisbereich bewegt (Seitwärtstrend). Die Begrenzungslinien dieses Kanals während des Seitwärtstrends verlaufen nahezu horizontal, was im Rahmen der Chartanalyse anzeigt, dass sich der Markt in einer Ruhephase befindet. Der Preis bewegt sich zwischen der oberen Widerstandslinie und der unteren Unterstützungslinie, ohne dabei einen klaren Trend in eine Richtung zu zeigen. Ein seitwärts verlaufender Trendkanal wird oft als Konsolidierungsphase interpretiert, in der sich Käufer und Verkäufer die Waage halten. Häufig tritt diese Art von Formation nach einem starken Fall vom Kurs oder einem Aufwärtstrend auf und signalisiert eine “Atempause” des Marktes, bevor sich eine mögliche Trendwende bzw. das Ende eines Trends abzeichnet. Solche Phasen werden oft genutzt, um eine Marktstabilisierung abzuwarten oder bevorstehende Trendumkehrungen zu antizipieren. Für Trader bietet der seitwärts verlaufende Trendkanal die Möglichkeit, kurzfristig die Schwankungen zwischen der Unterstützung und dem Widerstand zu handeln. Langfristige Anleger interpretieren diese Phasen des Seitwärtstrends im Rahmen der Charttechnik oft als potenzielle Kauf- oder Verkaufsgelegenheiten, die auf eine bevorstehende Veränderung der Marktstimmung hinweisen könnten.

Wie wird der Trendkanal gezeichnet?

Um einen Trendkanal bspw. in einem Chart von einer Aktie/ einem Wertpapiers zu zeichnen, sind mehrere Schritte notwendig, um die aktuelle Marktbewegung und potenzielle Unterstützungs- und Widerstandszonen entsprechend zu erfassen und festzulegen. Der erste Schritt im Rahmen der Chartanalyse besteht darin, den zugrundeliegenden Trend zu identifizieren – ob auf- oder abwärtsgerichtet – und dabei markante Hoch- und Tiefpunkte im Chart ausfindig zu machen. Dabei geben diese Punkte Hinweise auf die Richtung und Stärke des Trends und helfen dabei, die Grenzen des Trendkanals festzulegen:

Trendidentifikation und Markierung der Hoch- und Tiefpunkte: Der allgemeine Trend beim Trading im Rahmen der Chartanalyse wird durch eine Reihe von höheren Hochpunkte und höheren Tiefpunkte (bei einem Aufwärtstrend) oder durch niedrigere Hochpunkte und tiefere Tiefpunkte (bei einem Abwärtstrend) angezeigt. Nachdem der Trend (Aufwärtstrend, Abwärtstrend, Seitwärtstrend) erkannt wurde, markieren Trader die relevanten Hoch- und Tiefpunkte, um die Kanalgrenzen präzise definieren zu können.

Verbinden der Punkte zur Kanalbildung: Die Trendlinien werden nun entlang dieser Hoch- und Tief-Punkte gezogen. Bei einem aufsteigenden Trendkanal verläuft die Unterstützungslinie entlang der Tiefpunkte, während die obere Trendlinie, die Widerstandslinie, entlang der Hochpunkte verläuft. Im Gegensatz dazu wird bei einem absteigenden Trendkanal die Widerstandslinie an den Hochpunkten gezogen, und die Unterstützungslinie folgt den Tiefpunkten.

Parallelität der Trendlinien: Für die Bildung der Formation des Trendkanals ist es essenziell, dass die Unterstützungslinie und die Widerstandslinie parallel verlaufen, wodurch sie den Kursbereich einschließen, in dem sich der Preis voraussichtlich bewegen wird. Durch die parallelen Trendlinien wird eine Struktur geschaffen, die die Kursbewegungen des Assets visuell einfängt und die grundlegende Marktstimmung widerspiegelt.

Da der Markt nie perfekt symmetrisch verläuft, kann es nötig sein, die Trendlinien bei Bedarf leicht anzupassen, um ein möglichst genaues Bild des Trends zu erhalten. Diese Anpassungen können erforderlich sein, wenn es zu ungewöhnlich starken Schwankungen kommt oder wenn der Kurs sich kurzfristig außerhalb des Kanals bewegt. Ein exakter Trendkanal mit seinen Trendlinien ist daher nicht immer makellos symmetrisch, sollte jedoch die allgemeine Marktbewegung klar abbilden.

Beachtet werden muss allerdings, dass ein Ausbruch aus dem Trendkanal nicht mit einem Trendbruch bzw. dem Ende eines Trends gleichzusetzen ist. Findet der Ausbruch vom Kurs aus dem Trendkanal statt, bedeutet dies in erster Linie eine Veränderung der Trenddynamik. Verlässt der Kurs den Trendkanal innerhalb eines Aufwärtstrends nach unten durch den Widerstand, dann nimmt die Dynamik dieses Aufwärtstrends ab – verlässt der Kurs den Trendkanal nach oben, dann nimmt die Dynamik zu. Umgekehrt gilt für den Abwärtstrend, dass die Dynamik in Trendrichtung zunimmt, wenn der Ausbruch vom Kurs aus dem Trendkanal nach unten erfolgt und abnimmt, wenn der Kurs den Trendkanal nach oben verlässt.
Zudem ist es für Trader entscheidend, das Risiko eines Fehlausbruchs zu berücksichtigen, da der Kurs wieder in den Kanal zurückkehren kann. Abhilfe können dabei verschiedene Varianten schaffen wie bspw. Candlestick-Muster, da bestimmte Candlestick-Formationen auf mögliche Wendepunkte oder Fortsetzungen des Trends hinweisen können. Candlestick-Charts können zudem allgemein dabei helfen, die Marktdynamik während des Tradings zu interpretieren und das Risiko von Fehlausbrüchen besser einzuschätzen.

Durch das Einzeichnen eines Trendkanals im Chart kann somit ein allgemeiner Eindruck der Preisrichtung gewonnen und Unterstützungs- sowie Widerstandsniveaus identifizieren werden, die für potenzielle Einstiege im Rahmen der Charttechnik interessant sind. So können Trader einschätzen, ob ein Asset gerade eher bullisch (steigend) oder bärisch (fallend) tendiert und welche Kursbewegungen innerhalb des Kanals als wahrscheinlich gelten bzw. wann ein Trend sich dem Ende nähert.

Fazit

Zusammenfassend ist der Trendkanal ein einfaches und hilfreiches Werkzeug im Rahmen der technischen Analyse bzw. Charttechnik und kann beim Trading der eigenen Strategie ein helfendes Element sein. Er bietet Tradern eine klare visuelle Darstellung der Marktbewegung, bspw. eingezeichnet in TradingView, und hilft bei der Identifizierung potenzieller Kauf- und Verkaufszonen. Durch das Verständnis der verschiedenen Arten von Trendkanälen und deren Nutzungsmöglichkeiten, bzw. der wahrscheinlichen Verhaltensweise der Kurse in diesem, können Trader bei der Analyse im Rahmen ihrer Strategie besser auf die Marktbewegungen reagieren und die Dynamik des Trends besser einordnen. Wie bei jedem Analyseinstrument ist es jedoch wichtig, Trendkanäle im Kontext anderer Trading-Indikatoren und im Rahmen des Trends zu betrachten, um eine möglichst genaue Einschätzung abzugeben.

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Transparenzhinweis und Haftungsausschluss:
Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch „Chartsekte“, oder durch einen für „Chartsekte“ tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. „Chartsekte“ und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien oder anderen Werten. 

Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/

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