Flaggen (Bullenflagge & Bärenflagge)

Flaggen

Benjamin Rose

Flaggen (Bullenflaggen/Bärenflaggen) sind häufig vorkommende Chartmuster und gehören dabei auch gleichzeitig zu den zuverlässigsten Fortsetzungsformationen, wobei vor allem die bullische Variante der Flagge bei Aktien sehr häufig vorzufinden ist. Die Flaggenformation stellt eine kurze Verschnaufpause in einer dynamischen Marktbewegung dar. Diese Beschreibung resultiert daraus, dass bei der Ausbildung einer solchen Fortsetzungsformationen eine scharfe und beinahe senkrechte Bewegung vorausgegangen ist (Flaggenmast). Dabei handelt es sich um Situationen, wo sich ein scharfer Anstieg oder Abverkauf gewissermaßen überschlagen hat und wo der Markt nun kurz pausiert in Form einer Konsolidierungsphase, bevor die Bewegung in dieselbe Richtung fortgesetzt wird. Doch wie genau lässt sich diese Formation handeln, was gibt es zu beachten und wie entsteht sie überhaupt?

Inhaltsverzeichnis

Der Aufbau von Flaggen

Die Flaggenformation (Bullenflaggen (Bull Flag)/ Bärenflaggen (Bear Flag)), oft als kurze Pause in einem ansonsten dynamischen Markt betrachtet, tritt auf, wenn sich Preise kurzzeitig in einer gegenläufigen Richtung zum vorherrschenden Trend (Aufwärtstrend/ Abwärtstrend) bewegen und dort eine Konsolidierungsphase bzw. kurze Korrektur ausbilden. Diese kann dabei auch auf ein entsprechendes Retracement erfolgen, welches basierend auf dem Beginn des Impulses festgelegt wird. Anschließend findet eine Fortsetzung des Kurses der vorangegangenen Bewegung im Rahmen dieses Chartmusters statt (Trendbestätigung). Ähnlich zur Flagge ist dabei auch der Wimpel, jedoch sollten diese nicht miteinander verwechselt werden. Der Wimpel zeichnet sich durch eine symmetrische Dreiecksform aus, die sich aus einer Serie von abnehmenden Hochs und ansteigenden Tiefs zusammensetzt. Im Gegensatz zur Flagge, die parallele Trendlinien durch die Verbindung der entsprechenden Punkte aufweist, verengen sich beim Wimpel die Punkte, die die Trendlinien berühren, gegen Ende der Formation.

Bildlich kann sich die Flaggenformation folgendermaßen vorgestellt werden: Die Flagge besteht aus zwei Hauptkomponenten, nämlich dem Flaggenmast und der eigentlichen Flagge. Der Flaggenmast wird dabei durch eine starke, fast vertikale Bewegung (Aufwärtsbewegung/ Abwärtsbewegung) gebildet, gefolgt von einer Konsolidierungsphase bzw. Korrektur durch die Flagge (bspw. auf ein Retracement), die leicht gegen den ursprünglichen Trend (Aufwärtstrend/ Abwärtstrend) bzw. die vorangegangene Bewegung geneigt ist. Die Flagge lässt sich dabei im Chart bspw. durch einen Trendkanal in Form eines Rechtecks oder durch Trendlinien darstellen. Im Rahmen der bullischen Flagge stellt die obere Linie eine Unterstützungslinie und die untere einen Widerstand dar. Bei der bärischen Flagge ist es genau umgekehrt, sodass die obere Linie den Widerstand und die untere die Unterstützungslinie darstellt. Abschließend erfolgt im Optimalfall, nachdem der Ausbruch aus dem Rechteck bzw. der Flagge erfolgt ist, eine Fortsetzung des Impulses, welcher zu Beginn des Chartmusters erfolgt ist, um die gleiche Distanz. Da die Flagge eine Fortsetzungsformation unter den Chartmustern darstellt und somit den als Trendbestätigung dient, muss auch im Rahmen der Entstehung der Flagge auch ein entsprechender Trend vorliegen. Das Chartmuster der Flaggenformation kann dabei sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtstrends auftreten und wird dementsprechend entweder als Bullenflagge/ absteigende Flagge bzw. Bärenflagge/ aufsteigende Flagge bezeichnet.

Ein entscheidender Aspekt für Trader bei der Identifizierung einer Flaggenformation (Bullenflaggen (Bull Flag)/ Bärenflaggen (Bear Flag)) ist, wie auch bei vielen anderen Formationen, das Volumen. Während des Fahnenmasts sollte das Volumen signifikant hoch sein, gefolgt von einem abnehmenden Volumen, wenn die Flagge selbst entsteht. Dies spiegelt das nachlassende Interesse während der Konsolidierungsphase wider und verstärkt die Gültigkeit der Formation. Auch sollte der Ausbruch aus dem Chartmuster durch das verlassen des Trendkanals in Form eines Rechtecks oder der Linien, dargestellt durch die Flagge, mit deutlich ansteigendem Volumen (lässt sich durch einen Volumen-Indikator anzeigen) einhergehen, damit das Volumen entsprechend den Trend bestätigt.

Die Bestimmung von Kurszielen bei Flaggen

Die Bedeutung des Musters der Flaggenformation (Bullenflaggen (Bull Flag)/ Bärenflaggen (Bear Flag)) liegt beim Trading bzw. dessen Handel nicht nur in ihrer Fähigkeit, die Fortsetzung eines Trends vorherzusagen, sondern auch in der Möglichkeit, spezifische Kursziele zu bestimmen. Das Kursziel einer Flaggenformation wird häufig durch die Länge des Fahnenmasts bestimmt. Dabei wird die Höhe des Fahnenmasts von der Ausbruchs- oder Ausfallstelle der Flagge gemessen. Diese Strecke wird dann im Fall eines Aufwärtstrends vom Tiefpunkt der Formation (als konservatives Kursziel) oder vom Ausbruchspunkt der Formation nach oben projiziert. Beim Abwärtstrend wird entsprechend spiegelbildlich vorgegangen. Der Ursprung in der Bestimmung dieses Kursziels liegt in der Beschreibung, dass die Flagge „auf Halbmast weht“. So wird dadurch verdeutlicht, dass die Flagge, im Rahmen der Formation, bei der Hälfte der Bewegung auftaucht und somit nach dem Ausbruch die Länge der vorhergegangenen Bewegung nochmal zurücklegt.        
Bei der Bestimmung des Kursziels sollte allerdings berücksichtigt werden, dass das Erreichen von diesem keinesfalls gewährleistet ist und sich somit im Rahmen von Backtests überlegt werden sollte, wie dieses individuell hinsichtlich des Signals angepasst werden kann – z. B. im Rahmen von der Mitnahme von Teilgewinnen oder des Nachziehens vom Stop-Loss, um die Risiken entsprechend zu managen.

Zusammenfassung

Werden die eben beschriebenen Aspekte miteinander kombiniert, lässt sich eine kurze Checkliste für das Traden/ den Handel von Flaggenformationen (Bullenflaggen (Bull)/ Bärenflaggen (Bear)) festlegen:

1: Eine vorangegangene senkrechte Aufwärtsbewegung/ Abwärtsbewegung unter hohem Handelsvolumen, was auf eine bullische/ bearishe Dynamik hindeutet.

2: Eine Konsolidierungsphase der Kurse unter geringem Handelsvolumen (lässt sich durch einen entsprechenden Volumen-Indikator anzeigen). Die Konsolidierung, in Form einer kleinen Korrektur (bspw. auf ein Retracement), stellt beim Trading dabei das Muster der Flagge dar. Diese können sich Trader durch entsprechende Linien einzeichnen.

3: Ausbruch aus dem Flaggenmuster unter hohem Volumen – ein möglicher Retest unter geringem Volumen: Ein signifikanter Punkt in der Kursbewegung, der auf ein potentielles Ende der Konsolidierung und einen entsprechenden Einstieg/Signal bietet. Dabei kann der Einstieg/ das Signal entweder direkt beim Ausbruch oder im Rahmen des Retests erfolgen.

4: Die Formation tritt im Chart etwa in der Mitte der vorangegangenen Bewegung auf – aus diesem Grund basiert auch die Bestimmung des Kursziels auf der vorangegangenen Bewegung (“die Flagge weht auf halbmast”).

Flaggen in der Praxis

Um die nun besprochene Theorie beim Trading bzw. Handel in der Praxis im Rahmen der Charttechnik anzuwenden, sind hier nochmal Beispiele mit Analysen zu den bullischen/ bärischen Mustern der Flaggen aufgeführt. So ist in den Beispielen zuerst die vorangegangene senkrechte Bewegung zu finden. Anschließend bilden die Kurse eine Konsolidierungsphase über einen gewissen Zeitraum, bis der Ausbruch schließlich gelingt und die ursprüngliche Bewegung fortgesetzt wird. Die Bullenflagge wird hier anhand des Unternehmens “McDonalds” im Chart von TradingView dargestellt:

Das bärische Pendant des Musters der Bullenflagge wird hier anhand des Unternehmens “Deutsche Telekom AG” im Chart von TradingView dargestellt:

Fazit zur Flaggenformation

Im Rahmen von Trendfolge- und Trendbestätigungsstrategien ist die Flaggenformation im Rahmen der Charttechnik ein durchaus valides Instrument, um darauf eine Strategie aufzubauen und potenzielle Marktbewegungen vor dem Hintergrund der Trendbestätigung des Musters zu prognostizieren. Letztlich eröffnet die Beherrschung der Flaggenmuster Tradern nicht nur die Möglichkeit beim Trading bzw. Handel von kurzfristigen Preisbewegungen zu profitieren, sondern fördert auch ein Verständnis für Marktdynamiken. Darüber hinaus sollte die Analyse von Flaggenformationen immer im breiteren Kontext gesehen werden und auch entsprechende Bestätigungen, bspw. durch weitere Indikatoren wie den Volumen-Indikator, zur Vollendung der Formation sollten berücksichtigt werden. Im Rahmen der Charttechnik gibt es nämlich keinen heiligen Gral, sondern viele verschiedene Ansätze, die ihre jeweiligen Stärken und Schwächen besitzen und dementsprechend getestet werden müssen, um die Risiken optimal zu managen.

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Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/

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