Evening Star

Benjamin Rose

Candlestick-Charts haben sich in der technischen Analyse als unverzichtbares Werkzeug etabliert und sind für viele Trader die bevorzugte Methode zur Visualisierung von Marktbewegungen. Diese Chartdarstellungsweise ermöglicht es, das Verhalten von Käufern und Verkäufern über definierte Zeiträume hinweg detailliert zu verfolgen. Dabei können sich wiederkehrende Muster, sogenannte Kerzenformationen, bilden, die wertvolle Hinweise auf mögliche Kursbewegungen geben. Eine besonders aussagekräftige Formation ist der Evening Star. Als Umkehrsignal in einer Aufwärtsbewegung dient der Evening Star als Warnung für einen potenziellen Richtungswechsel und bildet das Gegenstück zum Morning Star. Doch wie entsteht das Muster vom Evening-Star als Umkehrformation überhaupt und welche Rückschlüsse lassen sich dabei für das eigne Handeln bzw. Trading ziehen?

Inhaltsverzeichnis

Der Aufbau des Evening Star

Der Evening Star, auch Abendstern genannt, ist das Gegenstück zum Morning Star bzw. Morgenstern. Wie bereits erwähnt tritt der Evening-Star, anders als der Morning Star, innerhalb einer Aufwärtsbewegung im Rahmen des Trends auf und stellt ein Signal für eine potenzielle Umkehr und das mögliche Ende des aktuellen Trends dar. Im Rahmen von diesem werden für diese Kerzenformation drei Kerzen bzw. Balken im Chart ausgebildet, die wie folgt aussehen:

Die erste Kerze ist eine lange, bullische Kerze, die in einem bestehenden Aufwärtstrend vom Bullenmarkt auftritt. Die Bedeutung dieses Candlesticks liegt darin, dass dieser die Fortsetzung der bullischen Stimmung symbolisiert, wobei die Käufer den Markt klar dominieren (Bullenmarkt).

Der Eröffnungskurs bzw. die Eröffnung der zweiten Kerze liegt oft höher als der Schlusskurs der vorherigen Kerze, was auf anhaltenden Kaufdruck hinweist und häufig eine Kurslücke bzw. Gap in Richtung höherer Kurse zur Folge hat. Die Richtung der Kerze kann dabei entweder bullisch oder bärisch sein und ist typischerweise kleiner als die erste und dritte Kerze, was Aufschluss für mögliche Unsicherheit gibt. In manchen Fällen kann die zweite Kerze, welche bei der Eröffnung typischerweise mit einer Kurslücke bzw. Gap eröffnet, sogar in Form einer Doji-Kerze vorliegen, die durch ihren charakteristischen schmalen Körper und langen Schatten/ Docht gekennzeichnet ist und die Bedeutung inne hat Marktunsicherheit im Kurs darzustellen.

Die dritte Kerze ist eine lange, bearishe Kerze, dessen Eröffnungskurs sich bis zum Schlusskurs so entwickeln muss, dass dieser unter dem des ersten Kerzenkörpers liegt und mindestens 50 Prozent in den Kerzenkörper der ersten Kerze hineinragt. Dadurch bestätigt diese Kerze mit ihrem Aufbau vom Eröffnungskurs bis zum Schluss und gibt das Signal für den Wandel in der Marktstimmung von bullisch zu bärisch. Die Größe der dritten Kerze dient dabei als gutes Indiz dafür, wie stark die Kraft des aktuellen Verkaufsdrucks und damit auch die Kerzenformation ist. Auch kann dieser Candlestick ebenfalls mit einer Kurslücke eröffnen, wobei dies die Bedeutung der Umkehrformation für die entsprechende Richtung ebenfalls erhöht.

Somit bildet nicht jede Dreiergruppe von Kerzen gleich das Muster eines Evening-Stars bzw. Abendstern aus, sondern es müssen die genannten Bedingungen erfüllt sein, um diese beim Trading als entsprechende Kerzenformation bezeichnen zu können. Im Anschluss an diese Formation findet üblicherweise ein Fall vom Kurs statt, welcher die Bewegung in die untere Richtung einleitet und möglicherweise, nach entsprechender Bestätigung, in einem Abwärtstrend resultiert.

Die Interpretation des Evening Star

Die “Evening Star”-Formation wird als starkes Umkehrsignal beim Trading angesehen, insbesondere wenn sie im Chart nach einem längeren Aufwärtstrend auftritt. Sie deutet darauf hin, dass der bisherige Optimismus im Markt zu Ende ist und Verkäufer im folgenden Verlauf des Charts tendenziell zunehmend die Oberhand gewinnen werden. Trader und Analysten sehen dieses Muster oft als Zeichen dafür, dass eine signifikante Widerstandszone erreicht wurde und ein weiterer Kursanstieg an diesem Punkt unwahrscheinlich ist. Im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeiten dieser Kerzenformation wird das Ergebnis der Trefferquote an der Börse als sehr gut eingestuft und die Auftrittswahrscheinlichkeit ist eher mittelmäßig.

In der Praxis sollten Trader jedoch nicht nur das Kerzenmuster der “Evening Star”-Formation isoliert betrachten. Es ist wichtig, dieses Muster an der Börse im Kontext anderer technischer Indikatoren wie Trading Indikatoren, charttechnischer Unterstützungs- und Widerstandszonen und der Struktur des Marktes zu analysieren, um das Ergebnis der Trefferquote und den Gewinn dieser Umkehrformation entsprechend zu verbessern. Zum Beispiel kann das Volumen, angezeigt durch einen Volumen-Indikator, während der dritten Kerze zusätzlich Aufschluss geben: Ein stark ansteigendes Verkaufsvolumen verstärkt die Aussagekraft vom Kerzenmuster und bestätigt die Trendumkehr.

Zusätzlich kann die Größe der einzelnen Kerzen vom Abendstern wichtige Informationen liefern. Ein besonders großer Körper bzw. Balken der dritten Kerze kann auf eine starke Abwärtsbewegung hinweisen, während eine relativ kleine dritte Kerze weniger bedeutend sein könnte. Auch die Position der zweiten Kerze (Doji oder kleine Kerze) innerhalb der Formation vom Kerzenmuster, welche typischerweise nach einer Kurslücke auftritt, spielt eine Rolle: Befindet sie sich deutlich oberhalb des Körpers der ersten Kerze, verstärkt dies die Unsicherheit im Markt und deutet auf eine entsprechende Stärke, einhergehend mit einer tendenziell höheren Trefferquote, hin.

Der Evening Star in der Praxis

Um nun die besprochene Theorie anzuwenden, ist hier nochmal ein Beispiel dargestellt, wie der Evening-Star in der Praxis aussehen kann. Dargestellt ist das Beispiel im Bitcoin-Chart (BTC/USD) auf Tagesbasis, in dem jede Kerze im Chart einen Handelstag repräsentiert. So bildet sich im Rahmen des Hochs eines Aufwärtstrends ein Evening-Star in Form der bereits beschriebenen drei Kerzen aus:

Erste Kerze (bullisch): Die erste Kerze in der hervorgehobenen Formation ist eine lange weiße Kerze, die einen starken Aufwärtstrend innerhalb von einem Bullenmarkt anzeigt. Sie signalisiert die Dominanz der Käufer im Trend und bestätigt die bullische Marktstimmung. Diese Kerze stellt den Höhepunkt des laufenden Aufwärtstrends dar. In diesem Fall signalisiert der lange Docht bereits einen starken Abverkauf.

Zweite Kerze (Unsicherheit): Die Eröffnung der zweiten Kerze ist höher als der Schlusskurs der ersten Kerze mit einer entsprechenden Kurslücke, was die anfängliche Stärke des Marktes weiter betont. Diese Kerze nach der Kurslücke ist jedoch kleiner und zeigt durch ihren längeren oberen Docht Unsicherheit im Markt. Die geringe Größe des Kerzenkörpers deutet darauf hin, dass die Käufer an Schwung verlieren und die Bären beginnen, Druck aufzubauen. Oft erscheint an dieser Stelle ein Doji oder eine kleine Kerze (wie hier vorhanden), was die Unentschlossenheit der Marktteilnehmer verdeutlicht.

Dritte Kerze (bärisch): Die dritte Kerze ist eine lange bearishe Kerze, die den entscheidenden Umschwung hin zu einer bärischen Marktstimmung zeigt und in diesem Fall keinen oberen Docht besitzt. Sie schließt hier mindestens 50 % unterhalb des Körpers der ersten Kerze, was eine klare Bestätigung bzw. ein Signal für die Trendumkehr ist. Diese starke Abwärtsbewegung zeigt, dass die Verkäufer die Kontrolle übernommen haben und der Abwärtstrend eingeleitet wird.

Nach der Vollendung der Kerzenformation findet ein entsprechender Fall des Kurses statt, in dessen Rahmen die letzte Aufwärtsbewegung vom Bullenmarkt wieder vollständig abverkauft bzw. umgekehrt und ab dem Bruch der entsprechenden Struktur der Abwärtstrend eingeleitet wird. Somit hat der Evening-Star in diesem Praxisbeispiel das Signal entsprechend am Hoch gegeben, bevor anschließend die tendenziell bearishen Kerzenkörper die Bewegung nach unten vornahmen. 

Fazit zum Evening Star

Zusammenfassend ist die Kerzenformation des Evening Stars ein gutes Indiz im Rahmen der Technischen Analyse und des Kerzencharts, welches auf eine potenzielle Umkehr im Chart hindeuten kann. Die Kombination aus einer langen bullischen Kerze, einer unsicheren mittleren Kerze und einem starken bärischen Candlestick, der das Signal für die Umkehr gibt, bildet eine klare visuelle Darstellung des Stimmungswechsels im Markt durch den Balken. Insgesamt sollte diese Formation vor dem Hintergrund des Trends und nur mit entsprechender Bestätigung gehandelt werden. Auch sollte die Kerzenformation allein allerdings nicht überbewertet, sondern stets im Zusammenhang mit anderen Faktoren und Indikatoren betrachtet werden. So sollten Trader immer weitere technische Bestätigungen, bspw. in Form von Strukturbrüchen oder Indikatoren, suchen, bevor sie Handelsentscheidungen auf der Grundlage vom Ergebnis dieses Musters treffen.

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