Inhaltsverzeichnis
Die Rechteck-Formation
Der Aufbau des Rechtecks
Ein Rechteck/ eine Range ist eine Chartformation, die sich bildet, wenn der Kurs eines Wertpapiers zwischen zwei parallelen horizontalen Linien/Trendlinien schwankt, wobei dabei auch noch der Bereich um diese Linien/Trendlinien entsprechende Unterstützungs- und Widerstandsbereiche repräsentiert. Somit kann diese Kursspanne bzw. die Range als Muster an sich auch als eine Art Trendkanal gesehen werden. Innerhalb dieses Bereichs bewegt sich der Kurs typischerweise seitwärts, was auf eine Phase der Konsolidierung hinweist, in der weder die Bullen noch die Bären die Oberhand gewinnen. Aus diesem Grund kann sich diese Formation auch als Kräftemessen mit entsprechender Gegenbewegung der beiden Seiten vorgestellt werden, wobei dies solange von statten geht bis die Kauf- oder Verkaufskraft der einen Seite überwiegt. Somit signalisiert die Rechteckformation eine Pause im vorherrschenden Trend, die oft als Vorbereitung auf die nächste große Bewegung des Marktes dient.
Insgesamt stellt das Rechteck im Rahmen der Charttechnik nur eine Konsolidierungsphase in einem bestehenden Trend dar und wird üblicherweise in die Trendrichtung aufgelöst, die vor dem Rechteck geherrscht hat. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein. Zwar wird das Rechteck klassischerweise als Fortsetzungsformation (wie u. a. das Dreieck, der Keil und die Flagge) klassifiziert, allerdings kommt es letztendlich immer auf die Ausbruchsrichtung der Formation drauf an, weswegen das Rechteck, bei entsprechender Ausbruchsrichtung, auch als Umkehrformation gelten kann. Ein eindeutiger Schlusskurs außerhalb entweder der oberen oder unteren Linie vollendet das Rechteck und deutet in die Richtung des zukünftigen Trends. Trader müssen allerdings auch beachten, dass sich ein Konsolidierungs-Rechteck auch in eine Umkehrformation, z. B. eine SKS mit Nackenlinie oder iSKS mit Nackenlinie, verwandeln kann und über diesen Weg eine entsprechende Trendumkehr einleitet.
Merkmale des Rechtecks/ der Range im Überblick
Parallele Linien: Die obere Linie markiert das Widerstandsniveau, während die untere Linie das Unterstützungsniveau darstellt und die Range somit auch als eine Art Trendkanal gesehen werden kann. Der Kurs/Preis prallt mehrmals von diesen Linien innerhalb der Kursspanne ab, ohne sie nachhaltig zu durchbrechen. Diese horizontalen Linien (Hochs/ Tiefs) sind ein Hinweis darauf, dass der Markt sich in einem Gleichgewichtszustand befindet, in dem Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind.
Volatilität: Innerhalb des Rechtecks kann, ähnlich wie beim Dreieck, Keil oder der Flagge, die Volatilität variieren. In der Regel nimmt sie gegen Ende der Formation ab, was auf eine mögliche bevorstehende Ausbruchsbewegung hindeutet. Die abnehmende Volatilität zeigt, dass die Marktteilnehmer auf eine klare Richtung mit einem Breakout über die Hochs oder Tiefs warten und sich auf den nächsten großen Schritt vorbereiten.
Dauer: Rechteckformationen bzw. generell Konsolidierungsformationen (wie z. B. auch Flaggen und Keile) können sich über verschiedene Zeiträume erstrecken; von wenigen Minuten bis hin zu mehreren Wochen oder sogar Monaten. Diese Flexibilität in der Dauer macht das Rechteck zu einer vielseitigen Formation im Rahmen vom Trading/ Investieren, wobei das Muster in verschiedenen Marktkontexten und Marktphasen auftreten kann.
Die Bedeutung des Volumens
Eine wichtige Bedeutung im Rahmen des Rechtecks als Chartformation (wie auch bereits bei bspw. dem Dreieck, dem Keil oder der Flagge) spielt zudem das Volumen – vor allem beim Handeln von Aktien. Dieses lässt sich ganz einfach in TradingView durch den Volumen-Indikator anzeigen und wurde bereits in einem unserer Beiträge behandelt.
Da die Kursbewegungen innerhalb des Rechtecks in beide Richtungen variieren können, sollten Trader ihr Augenmerk darauf richten, welche Richtungen der Bewegungen bzw. Gegenbewegung mit einem höheren Volumen, bspw. angezeigt durch einen Indikator, einhergehen. Weisen die Aufwärtsbewegungen bspw. mehr Volumen im Indikator auf als die Abwärtsbewegungen kann dies die Tendenz unterstützen, dass sich der Ausbruch nach oben bzw. der Anstieg durchsetzt/ weiter fortsetzt. Umgekehrt bedeutet dies dementsprechend auch, dass Abwärtsbewegungen mit höherem Volumen als die Aufwärtsbewegungen tendenziell auf einen Ausbruch nach unten aus dem Rechteck hindeuten.
Die Psychologie hinter dem Rechteck/ der Range
Die Rechteckformation spiegelt als Chartmuster die Marktpsychologie wider, in der sich Käufer und Verkäufer im Gleichgewicht befinden. In dieser Phase sind sich die Marktteilnehmer unsicher über die zukünftige Richtung des Marktes, was letztendlich zu der Seitwärtsbewegung führt. Die wiederholten Berührungen der Unterstützungs- und Widerstandslinien zeigen im Rahmen der Chartanalyse, dass sowohl Bullen als auch Bären starke Meinungen vertreten, aber keiner von beiden die Kontrolle übernimmt bzw. übernehmen kann. Der letztendliche Ausbruch signalisiert, dass eine Gruppe die Oberhand gewonnen hat, was oft zu einer starken Trendbewegung führt. Somit stellt der Breakout aus einem Rechteck den entscheidenden psychologischen Moment dar, in dem eine Gruppe innerhalb der Seitwärtsbewegung die Oberhand gewinnt. Ein starker Ausbruch über den Widerstand deutet darauf hin, dass die Bullen die Kontrolle übernommen haben und ein möglicher Aufwärtstrend bevorstehen könnte. Umgekehrt zeigt ein Durchbruch unter die Unterstützungslinie, dass die Bären dominieren und ein Abwärtstrend bzw. eine Abwärtsbewegung wahrscheinlich ist. Dieser Moment des Ausbruchs ist oft, wie bereits erwähnt, von einer plötzlichen Zunahme des Handelsvolumens begleitet, was auf eine erhöhte Marktaktivität hinweist und die Trendbestätigung unterstützt.
Die Bestimmung des Kursziels beim Rechteck/ der Range
Die am häufigsten verwendete Strategie zur Bestimmung des Kursziels/Gewinnziels dieser Chartformation ist die Messung der Höhe des Rechtecks (ähnlich wie bei z. B. der Flagge, dem Keil und dem Dreieck). Diese Höhe wird, je nach Ausbruchsrichtung, entweder ab dem oberen oder unteren Ende in die jeweilige Richtung projiziert. Die Grundlage dafür bildet die Messung der Kursspanne innerhalb der Konsolidierungsphase im Chart. Diese Vorgehensweise zur Bestimmung des Kursziels ist ähnlich wie bei anderen Chartmustern und basiert auf der Volatilität des Marktes. Die Höhe des Rechtecks, gemessen durch die Kursspanne, spiegelt die Preisbewegungen während der Konsolidierung wider und gibt einen Hinweis darauf, wie weit sich der Preis nach einem Breakout möglicherweise bewegen (Anstieg/ Fall) könnte. Dieses Prinzip ist eine bewährte Strategie, um die potenzielle Reichweite eines neuen Trends nach der Auflösung der Konsolidierungsformation und somit auch mögliche Gewinne bzw. Gewinnziele abzuschätzen.
Insgesamt ist es so, dass auch hier wieder die gängigen Praktiken für die Formation gelten. So sind die entsprechenden Unterstützungs- und Widerstandsbereiche klar ersichtlich und eindeutig abgegrenzt. Findet nun ein Ausbruch statt bedeutet dies, dass sich die Funktion der Zone entsprechend umdreht. Wird bspw. beim Ausbruch nach oben aus der Formation der Widerstand durchbrochen, sollte dieser Bereich nun nachfolgend eine Unterstützung darstellen und entsprechend vom Kurs/Preis, bei einem erneuten Antesten, respektiert werden. Umgekehrt sollte die ehemalige Unterstützungszone nach einem Ausbruch aus der Formation nach unten, dann zu einer Widerstandszone werden. Diese dynamische Veränderung der Unterstützungslinien und Widerstandslinien ist ein typisches Merkmal der Marktpsychologie und spielt eine entscheidende Rolle bei der Trendbestätigung nach dem Breakout. Trader sollten daher besonders auf diese neuen Widerstands- und Unterstützungszonen achten, um mögliche Preisbewegungen und den nächsten Trend (Aufwärtstrend/ Abwärtstrend) beim Trading richtig einschätzen zu können.
Rechtecke/Ranges in der Praxis
Um die nun besprochene Theorie beim Trading bzw. Handel in der Praxis im Rahmen der Charttechnik anzuwenden, sind hier nochmal Beispiele mit Analysen zur Chartformation des Rechtecks aufgeführt. Grundsätzlich liegen im Hinblick auf die Handelsstrategien dieser Formation zwei Kernvarianten vor: der Ausbruchshandel und der Handel innerhalb des Rechtecks. Beim bereits beschriebenen Ausbruchshandel warten Trader auf einen klaren Ausbruch aus dem Rechteck, bevor sie eine Position eingehen. Ein bullischer Ausbruch erfolgt, wenn der Kurs/Preis das Widerstandsniveau übersteigt, während ein bärischer Ausbruch das Unterschreiten des Unterstützungsniveaus signalisiert. Dabei ist es jedoch ratsam auf ein erhöhtes Volumen beim Ausbruch aus der Kursspanne zu achten, da dies die Signifikanz des Ausbruchs bestätigt. Auch kann Optional eine Rückkehrbewegung (“Retest”) auf das Unterstützungs-/ Widerstandsniveau des Chartmusters abgewartet werden und erst bei entsprechender Reaktion beim Retest die Position eingegangen werden. Hier ist einmal ein Beispiel anhand der Aktie von Berkshire Hathaway aufgeführt, wo zeitnah nach dem Ausbruch auch ein neuer Trend bzw. Aufwärtstrend etabliert wurde:
Im Rahmen dieser Chartformation lässt sich allerdings nicht nur der Ausbruch aus der Formation handeln, sondern auch die Kursbewegungen/Kursspanne innerhalb der Konsolidierungsformation. Dabei ist die gängigste Strategie entsprechend nahe der Unterstützungs- und Widerstandszonen zu kaufen/verkaufen, um das bestmögliche Chance-Risiko-Verhältnis bzw. Gewinn für diese Art von Trade zu generieren, da dieser dann an den Extrempunkten der Range eingegangen wird. Vor dem Eingehen des Trades sollte dabei auf eine entsprechende Umkehr, bspw. in Form einer Bodenbildung oder einer Trendumkehr, gewartet werden. Solange die Range intakt bleibt, kann dieser Ansatz recht gut funktionieren. Wenn es dann zu einem Ausbruch aus dem Rechteck kommt, läuft der Trade innerhalb der Formation zwar in den Stop-Loss, der Trader kann jedoch die Position stattdessen umdrehen und nun den Ausbruch des Chartmusters handeln. So kann der eine Verlierer durch einen potenziellen Gewinn ausgeglichen werden – birgt aber auch das Gefahr von zwei Verlierern. Hier sind einmal mögliche Einstiege im Rahmen der Range bei der Aktie von United Health aufgeführt.
Fazit zur Rechteckformation
Insgesamt ist das Rechteck/ die Range eine hilfreiche Chartformation im Rahmen der Charttechnik, die Tradern wertvolle Einblicke in die Marktpsychologie und mögliche Kursbewegungen/ Trendbewegungen bietet. Indem Trader verstehen, wie sich Rechtecke im Chart bilden und welche Trading-Strategien am besten geeignet sind, können sie ihre Trading-Fähigkeiten verbessern und genauere Entscheidungen treffen – auch im Hinblick auf Signale und Einstiege. Wie bei jeder technischen Analyse ist es jedoch wichtig auch das Gesamtbild und die Marktphasen zu betrachten, um eine umfassende Handelsstrategie zu entwickeln, die entsprechende Signale generiert. Das Rechteck allein als Konsolidierungsformation ist dabei keine Garantie für zukünftige Kursbewegungen, allerdings bietet es ebenfalls, wie bspw. Dreiecke, Keile und Flaggen, eine solide Grundlage für die Handelsentscheidungen im Rahmen des Tradings und Investierens, um die Chancen auf Gewinne zu verbessern.
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Benjamin Rose
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