Marktausblick – Kalenderwoche 14
Veröffentlicht am 02.04.2023 | Lesedauer: 15 Minuten
Von Adrian Rogl
▲ Börse Ausblick || Marktausblick Kalenderwoche 14 – DAX, S&P 500, Nasdaq 100
In der vergangenen Handelswoche haben die globalen Aktienmärkte ihren massiven Bullrun fortgesetzt und die US-Indizes setzen ihren Angriff auf den Abwärtstrend seit Anfang 2022 fort. Unsere Szenarien der letzten Wochen, wie die Korrektur und die anschließende Rallye im DAX sind perfekt aufgegangen. Die am häufigsten gestellte Frage, die ich derzeit erhalte, lautet: “Wie wird es im April weitergehen?”. In diesem Marktausblick werde ich meine neuen Einschätzungen zu den wichtigsten Benchmarks teilen und diese Frage beantworten.
Viel Spaß beim Lesen!
Zusammenfassung Handelswoche 13
Die Power ist wieder da!
Diese Woche war rein von der Priceation betrachtet wohl die sauberste seit mehreren Monaten. Ausnahmslos alle wichtigen Indizes sind wie an einer Schnur gezogen ab Dienstag nach oben gelaufen. Ganz vorne dabei ist unser Heimatindex DAX, der nun langsam wieder ein neues Allzeithoch erreichen könnte. Die charttechnische Lage ist insgesamt sehr gut, aber es ist wichtig, rational zu bleiben und nicht in FOMO zu verfallen. Reine Gier in einer bullishen Phase ist genauso schlecht wie blinde Angst in einer bearishen Phase.
Der DAX beendete den Handel mit brutalen 4,49% Plus, gefolgt von 3,48% im Gewinn im S&P 500. Der Nasdaq war ebenfalls wieder solide unterwegs: Trotz bereits starker Gewinne in KW 12 konnte dieser +3,25% verbuchen. Und sogar der relativ langweilige Dow Jones beendete den Handel mit +3,22%.
Bankenkrise wieder vorbei?
Letzte Woche hatte ich auch das Thema Bankenkrise aufgegriffen, das bis dato die Runde gedreht hat in vielen Medien. Basierend auf Daten war meiner Meinung nach die Panik um die Deutsche Bank relativ unbegründet, wie ich euch anhand der Short-Quote bei verschiedenen systemrelevanten Banken und im historischen Vergleich zur letzten Finanzkrise gezeigt habe. Diese Woche wurde dies noch einmal deutlich bestätigt – das Short-Sale Volumen der Deutsche Bank Aktie liegt jetzt wieder deutlich unter dem 365-Tage-Mittelwert laut FINRA. Ebenfalls schön ist die Tatsache, dass der CNN Fear and Greed Index weiterhin nicht im Greed Bereich ist (49 / NEUTRAL zum Handelsende am Freitag). Das lässt darauf Rückschlüsse ziehen, dass der Markt kurzfristig noch Spielraum nach oben hat und nicht überhitzt ist.
Klare Ansage der Bullen
Die Intraday Priceaction im Detail sieht auch wirklich sehr gut aus, wie ich bereits geschrieben habe. Während Montag und Dienstag noch etwas Unentschlossenheit zeigten, waren Mittwoch, Donnerstag und Freitag ganz klar bullish geprägt und der komplette Wochenschlusskurs, der gleichzeitig auch den Monatsschlusskurs für März darstellt waren somit sehr bullish.
Saisonalität und Ausblick
Bevor wir dieses mal in die detaillierte technische Analyse gehen, möchte ich zunächst noch einmal ein Update zu den übergeordneten Chartbildern auf Monatsbasis geben (die Kerze für März ist ja jetzt vollendet). Außerdem bringe ich euch dieses mal ein paar spannende Statistiken zur Saisonalität im S&P 500 mit.
Der Monat April
Wenn wir uns die letzten 40 Jahre im S&P500 anschauen, dann ist der April einer der besten Monate für die Bullen. In 73% der Fälle wurde der Monat positiv beendet. Zum Vergleich: Im März waren es “nur” 65%. Hier sieht man auch sehr schön, warum ich davon ausgehe, dass wir die nächste große Korrektur auf mittelfristiger Ebene im Sommer bekommen. Das bekannte “Sommerloch” ist mit Daten gut belegt, denn hier sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine positive Periode auf fast 50%, bzw. im September sogar auf nur 45%. Historisch gesehen stehen die Chancen auf weitere Kursgewinne in den US-Märkten also auf der Seite der Bullen. Die aktuelle Charttechnik untermauert diese Saisonalität.
Was ist möglich?
Spannend ist außerdem der durchschnittliche, sowie maximale und minimale Return der jeweiligen Monate im S&P 500. Der Monat April ist, was die Rekorde nach oben hin angeht, der beste Monat gewesen in den letzten 20 Jahren – Der S&P 500 beendete den April 2020 mit +12,70% Kursgewinnen. Aber auch beim Mittelwert (Average Return) kann sich der Monat sehen lassen, dieser liegt bei 2,30%. Damit ist der April der beste Monat, nach Average Return – direkt gefolgt vom Juli mit 2,20%. Der schlechteste April der letzten 20 Jahre war übrigens erst letztes Jahr, 2022 wurde der April mit -8,80% beendet.
Zusammenfassend ist der April also das beste “Gesamtpaket” des Jahres. Er hat sowohl eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn (wie ich es euch in der Gain-Frequency der letzten 40 Jahre gezeigt haben), als auch einen hohen Average Return. Spannend ist auch, dass wir die alte Börsenweisheit “Sell in May and go away, but remember to come back in September” hier ganz gut widerlegen können. Denn auch wenn die Sommermonate die schwächsten sind, so ist ihr Average Return trotzdem insgesamt positiv. Außerdem müsste es heißen “Come back in October”, denn der September ist noch mitunter der schlechteste Sommermonat. Hinzu kommt, dass Saisonalität immer nur ein Faktor von vielen ist, die man bei einer ganzheitlichen Analyse betrachten muss.
Technische Analyse
In der detaillierten technischen Analyse werfen wir immer nur einen genauen Blick auf die Märkte, die zurzeit besonders spannend sind. In dieser Woche dabei: DAX 40, S&P 500, Nasdaq 100.
Langfristige Trends
Spannend ist dieses mal, mit einem neuen Monatsschlusskurs im März auch ein Blick auf die langfristigen Trends der Indizes auf Monatsebene.
Der DAX steht kurz davor seinen langfristigen Aufwärtstrend zu bestätigen. Dafür müsste der Index ein neues Allzeithoch generieren, was derzeit im Rahmen des Möglichen ist. Der März 2023 stellt den höchsten Monatsschlusskurs seit Dezember 2021 dar. Somit steht er deutlich besser, als die US-Indizes da – wobei ich davon ausgehe, dass sich das in den kommenden Monaten wieder umdrehen wird.
Der S&P 500 ist ebenfalls aus einer Seitwärtsphase seit November 2021 ausgebrochen mit einer Bestätigung auf Monatsbasis. Somit festigt er seine Wahrscheinlichkeit auf eine langfristige Bodenbildung mit darauffolgender Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends. Der März 2023 stellt den höchsten Monatsschlusskurs seit Juli 2022 dar.
Der Nasdaq 100 gefällt mir persönlich weiterhin am besten, auch im langfristigen Bild. Der Index markiert im März den höchsten Schlusskurs seit exakt einem Jahr – der letzte höhere Schlusskurs wurde im März 2022 generiert, also direkt zum Anfang des Bärenmarktes. Der Nasdaq 100 festigt damit die Chance auf eine langfristige Trendfortsetzung massiv und somit auch seine Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Bodenbildung im aktuellen Preisbereich. Es geht an sich eigentlich kaum bullisher.
DAX 40
Der DAX war in der vergangenen Handelswoche mit gutem Abstand der stärkste Index. Die Korrektur, nach der Topbildung um 15.700 rum, als auch die Rallye in der Zone 14.700 – 14.400, sind zu 100% nach unserem Fahrplan gelaufen, den ich bereits in KW 09 aufgestellt habe. Der Index steht nun kurz vor seinem Verlaufshoch und das könnte jetzt sehr spannend werden.
Zugegeben, ich habe zwar erwartet, dass wir in unserer Korrekturzone drehen, ich hätte aber nicht gedacht, dass wir so schnell wieder anziehen. Historisch gesehen ist der DAX ein unglaublich träger Index und es ist absolut atypisch, dass er so schnell läuft. Ich gehe aber davon aus, dass diese Schnelligkeit demnächst wieder nachlässt. Typisch für den DAX ist es, ein neues ATH zu markieren und dann erstmal massiv an Momentum zu verlieren.
Ich gehe dementsprechend davon aus, dass wir in den kommenden Wochen einen Angriff auf das ehemalige Allzeithoch sehen. Dafür müssten wir aber zunächst den kurzfristigen Trend über 15.706,37 Punkten auf Tagesschlusskurs bestätigen. Danach gibt es noch einige sehr wichtige Widerstände, die es zu überwinden gibt, vor allem im Preisbereich zwischen 15.800 und 15.900 Punkten. Rücksetzer und Konsolidierungen sollten hier im sehr kurzfristigen Bereich eingeplant werden. Mein Kursziel für ein neues Allzeithoch liegt im Bereich 16.370 bis 16.400. Das ist das Maximum, was ich vom DAX dieses Jahr erwarte. Nach dem Erreichen dieses Kursziels gehe ich erstmal von einer Seitwärtsphase über mehrere Monate aus. Das ist derzeit das wahrscheinlichste Szenario.
Ich sehe den DAX sehr kurzfristig (H1-H4) bullish, kurzfristig (Daily) bullish, mittelfristig (Weekly) und langfristig (Monthly) bullish.
S&P 500
Der S&P 500 hat seine Erholung in der vergangenen Handelswoche sehr sauber fortgesetzt. Dem Index gelang auch der Befreiungsschlag mit einem Schlusskurs über 4.079 Punkten. Auch hier hätte es kaum bullisher sein können. Nun sieht der S&P 500 aus, als wäre er bereit seinen kurzfristigen Trend fortzusetzen.
Ich gehe davon aus, dass der S&P 500 seine Rallye in den kommenden Wochen fortsetzt. Bei einem Schlusskurs über 4.196 Punkten wäre das nächste Kursziel direkt bei 4.326 Punkten. Ist dieses Kursziel erreicht, dann ist auch der mittelfristige Abwärtstrend final gebrochen. Zwischenzeitlich müssen wir trotzdem mit kurzen Rücksetzern und Konsolidierungen rechnen, vor allem im Bereich zwischen 4.200 und 4.230 Punkten.
Der S&P 500 sollte jetzt sein Momentum unbedingt beibehalten und im Idealfall nicht mehr unter 3.909 Punkte fallen. Das alternative, bearishe Szenario halte ich derzeit für unwahrscheinlich. Ich sehe den S&P 500 kurzfristig (Daily) weiterhin bullish, mittelfristig (Weekly) neutral und langfristig (Monthly) bullish.
Nasdaq 100
Zum Nasdaq gibt es eigentlich wenig zu sagen, außer “Das Ding läuft!”. Der Nasdaq setzt seinen kurzfristigen Aufwärtstrend fort und erhöht somit die Wahrscheinlichkeit für einen Bruch des mittelfristigen Abwärtstrends immer mehr. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen das Kursziel von 13.721 Punkten erreichen, wobei auch hier im aktuellen Preisbereich, bis hoch auf 13.370 Punkte, mit Rücksetzern und Konsolidierungen zu rechnen ist.
Insgesamt sehe ich den Nasdaq kurzfristig (Daily) bullish, mittelfristig (Weekly) neutral und langfristig (Monthly) bullish.
Market Movers Analyse
In der Market Movers Analyse schauen wir uns die wichtigsten Einzelwerte im S&P 500 an, die gleichzeitig auch die wichtigsten im Nasdaq 100 sind. Dadurch können wir weitere Rückschlüsse auf mögliche Bewegungen der Indizes ziehen. Durch den starken Run der NVIDIA Aktie müssen wir hier jetzt Tesla rausnehmen und stattdessen NVIDIA betrachten, die jetzt unter den Top 5 Heavies ist.
Apple
Apple hat nun wie erwartet den kurzfristigen Aufwärtstrend bestätigt und hellt das gesamte Bild massiv auf. So steigen die Chancen dafür, dass auch der wöchentliche Abwärtstrend demnächst gebrochen wird und der langfristige Trend seine Hauptrichtung wieder aufnehmen kann.
Kurzfristig aufwärts bis 143,90 US-Dollar.
Mittelfristig abwärts bis 176,15 US-Dollar.
Langfristig aufwärts bis 53,15 US-Dollar.
Microsoft
Die Aktie von Microsoft ist auch nach einigem hin- und her weiter aus dem letzten Verlaufshoch ausgebrochen und bereitet sich weiter ihren Weg nach oben. Das Kursziel liegt beim letzten Hochpunkt des wöchentlichen Abwärtstrends (ca. 295 US-Dollar).
Kurzfristig aufwärts bis bis 245,61 US-Dollar.
Mittelfristig abwärts bis 294,18 US-Dollar.
Langfristig aufwärts bis 132,52 US-Dollar.
Amazon
Letzte Woche habe ich mich bereits bullish zu Amazon geäußert. Das werde ich dieses mal auch wieder tun – das Bild hat sich sogar nochmal verbessert und ich bin persönlich Long positioniert. Mit einem Tagesschlusskurs über 96,55 US-Dollar haben wir einen sehr kurzfristigen Boden bestätigt, der genug Aufwind bieten sollte, um einen kurzfristigen Aufwärtstrend zu etablieren. Ein Aufwärtstrend wäre etabliert bei einem Tagesschlusskurs über 144,00 US-Dollar.
Kurzfristig neutral / trendlos.
Mittelfristig abwärts bis 146,57 US-Dollar.
Langfristig aufwärts bis 65,35 US-Dollar.
Nvidia
Der Trend von Nvidia ist auf allen Zeiteinheiten aufwärts gerichtet. Nach der massiven Rallye seit Anfang 2023 gehe ich davon aus, dass wir spätestens im Bereich zwischen 277 – 289 US-Dollar einen Rücksetzer bekommen. Nach der dann hoffentlich sauber erfolgten Korrektur eröffnen sich Kursziele im Bereich des bisherigen Allzeithochs.
Kurzfristig aufwärts bis 204,21 US-Dollar
Mittelfristig aufwärts bis 138,84 US-Dollar
Langfristig aufwärts bis 31,12 US-Dollar.
Alphabet (Class A)
Alphabet zählt dieses mal eher zu den schwächeren Techaktien. Die Aktie konnte jedoch ebenso wie Amazon einen guten sehr kurzfristigen Boden bestätigen, der genug Power für eine Bestätigung des kurzfristigen Aufwärtstrends bringen sollte. Diese Bestätigung hätten wir bei einem Tagesschlusskurs über 108,18 US-Dollar.
Kurzfristig aufwärts bis 84,86 US-Dollar.
Mittelfristig abwärts bis 122,43 US-Dollar.
Langfristig aufwärts bis 50,44 US-Dollar.
Wie genau ich diese Ansichten auf die Märkte in der Praxis handle, das besprechen wir wie jeden Montag Abend um 19:00 Uhr in ChartWars. Ich empfehle außerdem, dass ihr euch in unsere Trading-Newsletter einschreibt. Sowohl in den über E-Mail, als auch den über Telegram.
Also: Einschalten & von realem Trading in der Praxis lernen!
Viel Erfolg in der neuen Handelswoche!
Adrian Rogl
Transparenzhinweis und Haftungsausschluss:
Die Autoren haben diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten aber nicht garantieren. Es findet keinerlei Anlageberatung durch „Chartsekte“, oder durch einen für „Chartsekte“ tätigen Autor statt. Dieser Beitrag soll eine journalistische Publikation darstellen und dient ausschließlich Informationszwecken. Die Informationen stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Börsengeschäfte sind mit erheblichen Risiken verbunden. Wer an den Finanz- und Rohstoffmärkten handelt, muss sich zunächst selbstständig mit den Risiken vertraut machen. Der Kunde handelt immer auf eigenes Risiko und eigene Gefahr. „Chartsekte“ und die für uns tätigen Autoren übernehmen keine Verantwortung für jegliche Konsequenzen und Verluste, die durch Verwendung unserer Informationen entstehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, durch Käufe und einen darauffolgenden Profit durch eine positive Kursentwicklung von in Artikeln erwähnten Aktien oder anderen Werten.
Mehr Infos unter: https://chartsekte.de/haftungsausschluss/
